Seite:Badisches Sagenbuch 366.jpg

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hinausgeragt hätten, um die Massen allmählich hinaufzuwälzen; auch zeigt man noch die Rappen, die älteste Münze der Stadt, von denen der Arbeiter täglich einen erhielt; nicht minder die sogenannten Nestel, schmale, gewirkte Bänder oder Schnüre, damals vielleicht ein nicht unwichtiger Handelsartikel, der zugleich als Geschenk und eine Art von Bezahlung diente, von mannigfaltigem, sogar auch mystischem Gebrauche[1].


Noch während der Regierung des Herzogs Conrad (im Jahre 1146) hatte Freiburg die Freude, den heiligen Vater Bernhard, der auf seinem Zuge, das Kreuz zu predigen, begriffen war, in ihren Mauern zu sehen. Er besuchte das Münster, predigte, wirkte mehrere Wunder und veranlaßte dadurch sehr viele der hartnäckigsten Einwohner, das Kreuz zu nehmen und in’s gelobte Land zu ziehen.

(Siehe im Freiburger Adreßkalender auf das Jahr 1820 S. 21 u. ff. „die Reise des heiligen Bernhard durch das Breisgau im Winter 1146.“)

Graf Conrad I., unter dessen Regierung der Münsterbau vollendet wurde, hat auch in demselben seine Ruhestätte gefunden, die man jedoch heutzutage vergeblich sucht.

(Siehe Dr. Heinrich Schreiber’s „Geschichte und Beschreibung des Freiburger Münsters.“ Freiburg, 1820. Herder.)


Sagenbeiträge von Dr. Heinrich Schreiber.
(Originalmittheilung.)
I. Die Herzoge von Zähringen betreffend.
1.
Der Herzog von Zähringen und der Herr von Kyburg.

Es stand eins ein altes Schloß Kyburg im Breisgau, – jetzt nennt man es den Kybfelsen, auf dem Bromberge links ab dem schönen Dreisamthale, dem nachmaligen Schlosse von Freiburg gerade gegenüber. Da kam der Herzog von Zähringen aus seiner kleinen Veste auf Besuch zu dem Herrn, der sein Schwager war, und weil ihm der lustige Vorhügel rechts im Dreisamthale, – den man jetzt den Schloßberg ob Freiburg


  1. Noch in später Zeit war dieses Schenken der Nestel in Freiburg gewöhnlich. Als im Jahr 1464 die Weinlese so reichlich ausfiel, daß man den Most nicht mehr aufbehalten konnte und ihn ganz unentgeldlich hergab, machte man noch da und dort ein Geschenk mit einer rothen Nestel, damit der Wein nur abgeholt würde und man ihn nicht ausschütten mußte.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Karlsruhe: Kreuzbauer und Kasper, 1846, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_366.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)