Seite:Badisches Sagenbuch 388.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch

Der König stutzt, als von der Wand
Ihm Mörtel fällt auf Kopf und Hand.

Er winkt, aus zwanzig Feuerschlünden
Die Antwort ihnen baß zu künden.

25
Der Stadt entbeut er dann zum Gruß

Noch den Bescheid auf solchen Schuß:

„Sollt fürder euch mein Haupt bekümmern,
Schieß’ ich das Münster euch in Trümmern!

Ma foi! ein Ziel voll Majestät,

30
Die höher wohl als meine steht!“ –


Vom Schloßberg schwiegen die Kanonen.
Solch’ ein Tempel muß man schonen!

Ignaz Hub.


Günthersthal.

Günthersthal trägt den Namen seines ersten Gründers. Links über dem Dorfe, hoch auf dem steilen Rücken des sogenannten Bronnberges, sieht man noch den einsamen Felsen, welcher einst der Grundstein der Kibburg gewesen. Dort wohnte Herr Günther, in wehmüthigen Gedanken über das nahe Erlöschen seines Stammes, da ihm der Himmel das Geschenk eines Sohnes versagt hatte. Um nun dennoch der Nachwelt eine Erinnerung zu hinterlassen, stiftete der Ritter unten am Thalbach für seine Tochter und ihre Freundinnen ein Gotteshaus, welches hernach der Abt von Thennenbach, der Neffe des letzten Herzogs von Zähringen, eingerichtet hat. Die gottgeweihten Jungfrauen fanden aber die Nachbarschaft des weltlichen Getriebes einer aufblühenden Stadt zu gefährlich für ihre Gemüthsruhe und zogen sich tiefer in die Abgeschiedenheit des Gebirges nach Oberried, am Fuße des Feldbergs. Doch war die Natur dieses Thales viel zu karg und rauh, und die zarten Nonnen kehrten gerne zurück an den Ort ihrer ersten Stiftung.[1] Lange Jahrhunderte blühte das Gotteshaus zu Günthersthal in genüglichem Flore äußeren Glückes. Die Vorsteherin war zur


  1. [389] Wo sich ihre Nachfolgerinnen, trotz mancherlei Gefahren, und trotz jenes schrecklichen Tages, da ein Wolkenbruch das ganze Thal überschwemmte, und nicht nur die Lebenden aus dem Kloster vertrieb, sondern selbst die Grabsteine aufriß und die Gebeine der Todten fortschwemmte, so wohl befanden, und namentlich die Nachbarschaft der muntern Freiburg so lieb gewannen, daß sie schwerlich mehr auf irgend einen Austausch eingegangen wären.
    (Siehe Jos. Bader’s „Freiburg und seine Umgebungen.“ Freiburg, 1838. Herder)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch. Karlsruhe: Kreuzbauer und Kasper, 1846, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_388.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)