Seite:Badisches Sagenbuch 419.jpg

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die Gerechtigkeit geweckt wurde und die schon längst verschuldete Strafe vollzog.

Der Untergang der Falkenburg ist an höchst unscheinbare Veranlassungen geknüpft. Ein Mädchen aus dem Kirchzartner Thale, die Tochter Künin Henselers, der Herrn Dietrich von Falkenstein leibeigen war; liebte Hans Schneider, einen Hintersaßen von Freiburg und ehelichte ihn gegen ihres Vaters und ihrer Freunde Willen. Ihr Mann war sehr arm und da auch sie nichts zur Mitgift erhielt, gerieth sie nach und nach in eine so bedrängte Lage, daß sie es doch nach einigen Jahren, als sie schon ein Kind hatte und das andere trug, wagte, mit ihrem Manne zu ihrem Vater und ihren Geschwistern zu gehen und sie um eine Unterstützung zu bitten. Die Bitte war vergebens und hatte die Folge, daß der alte Groll wieder aufgefrischt wurde. Nur ein Bruder war auf eine unkluge Weise mitleidiger; er sagte der armen Frau, sie möge einen Rock nehmen, der in ihres Vaters Hause lag und ihrer Schwester angehörte, um doch etwas für ihre Nothdurft zu haben. Aber eben dieser Rock wurde nachmals die Ursache ihres Unglücks. Der Vater und die übrigen Geschwister nämlich erklärten ihn für gestohlen, und ließen ihren Mann als muthmaßlichen Dieb zu Ebnet vor Gericht laden, wo er jedoch durch richterliches Urtheil sogleich losgesprochen wurde.

Von nun an kochte die unversöhnlichste Rache in den Herzen dieser elenden Menschen, die unabläßig darauf ausgingen, den Gegenstand ihres Hasses aus dem Wege zu räumen. Künin Henseler, der Vater selbst, beredete sich mit seinem Herren, der ihm erlaubte, und ihn sogar aufforderte, den Hans Schneider zu fangen und ihn auf die Veste Falkenstein zu führen, wobei er ihm ein Wortzeichen an Henni Frasselin, den Thorwächter zu Falkenstein, gab, damit ihn dieser mit dem Gefangenen einließe. Das Wortzeichen bestand darin, daß Herrn Dieterichs Kellner zu Baldenweg dem Frässelin vor Kurzem Brod und Fleisch in einem Sack gegeben habe.

Nun wurde dem Hans Schneider von allen Seiten aufgelauert, und es gelang auch dem Schlupf von Kappel, seinem Schwestersohne Hanmann Schlupf von Lütenweiler und Küni Weinmann von Kappel, ihn mit seiner Frau bei Freiburg

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_419.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)