Seite:Badisches Sagenbuch 476.jpg

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Da hört er ein Wispern und Schleichen ringsum,

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Ein Zischen und pfeifender Stimmchen Gesumm.


Da ringelt sich’s ihm um den Nacken so kalt,
Umschlingt ihm die Glieder mit Riesengewalt;

Da züngeln viel Hundert von Schlangen ihn an,
Mit betäubendem Odem, mit spitzigem Zahn.

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Sie halten mit rächender Wuth ihn umstrickt;

Sein Schreien, sein Röcheln, – bald ist es erstickt.

A. Schlzr.
(Siehe Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrgang 1837. S. 174.)


Warnungszeichen.

In der Wildschappacher Grube Friedrich Christian zeigen sich an Stellen, welche den Einsturz drohen, blaue Lichtlein oder es klopft dort mit unsichtbaren Händen an das Grubenholz. Den Bergleuten sind diese Warnungszeichen wohlbekannt und wo eines sich sehen oder hören läßt, wird der Stollen unverzüglich untersucht und gefahrlos gemacht.


Vom Seewenhof bei Rippoltsau.

In dem unergründlichen Glaswaldsee bei Rippoltsau hielten sich vor Zeiten Seemännlein auf. Eines derselben war mit den Leuten des Seewenhofs, welcher drei Viertelstunden weiter unten am Berge liegt, so befreundet, daß es jeden Morgen zu ihnen kam und erst am Abend sie verließ, um in den See zurückzukehren. Den ganzen Tag über besorgte das Männlein allerlei Arbeit für die Hofbewohner, welche, damit Alles wohl gerathe, bei Zutheilung einer jeden Arbeit zum Seemännlein sprechen mußten: „Nicht zu wenig und nicht zu viel!“[1] – Täglich bekam es auf dem Hofgute sein Frühstück, Mittag- und Abendessen besonders aufgetischt. Obgleich seine Kleider alt und abgetragen waren, hielt es doch stets den Seewenbauer


  1. Vergleiche damit die Sage vom Hausgeist Ruedi, Seite 259 dieses Bandes, Vers 11 von unten.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_476.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)