Seite:Badisches Sagenbuch II 094.jpg

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Dann besprengt er Tisch’ und Bänke

390
Rings mit Weihewasser;

Tisch’ und Bänke, Heerd’ und Schränke
Werden immer nasser,
Immer nasser Flur und Wände
Bis in alle Ritzen,

395
Tausend unsichtbare Hände

Aus dem Kessel spritzen.

Aus den Decken, aus den Ecken
Wasserschäume wallen,
Mann und Frau voll Todesschrecken

400
Auf die Kniee fallen;

Auch das Pfäfflein muß im Tormel
Sich zu Boden strecken,
Jede Geisterbannungsformel
Bleibt im Hals ihm stecken.

405
Plötzlich auf mit dumpfem Krachen

Wird die Wand gebrochen,
Daraus kommt mit hellem Lachen
Zwerg auf Zwerg gekrochen;
All’ mit Eiern, Speck und Schinken

410
Vollgepfropft die Taschen,

Und dazwischen sieht man blinken
Weingefüllte Flaschen.

Doch der Dickste von dem Haufen
Klatschet in die Hände,

415
Und die Wasser sich verlaufen

Wieder durch die Wände;
Dann mit spött’scher Miene kehrt er
Sich zum armen Pfaffen:
„Sehl, uns bangt nicht, Hochgelehrter!

420
Vor der Kirche Waffen!


Mit des ganzen Bannes Strahle
Krümmt Ihr uns kein Härchen,
Und, wo nur in diesem Thale
Lebt ein geizig Pärchen,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)