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Die Hub.[1]

O Thal, mit deinen Bäumen,
Mit deiner Waldkapell’,
Mit deinen Kindesträumen,
Mit deinem Heilungsquell!

5
Kein Sturm erreicht den Müden

An deines Bächleins Rand,
Und Ruh’ und Stille bieten
Vertraulich ihm die Hand.

Der Windeck Thürme schauen

10
So ernst vom Berg herab,

Die Ritter und die Frauen
Deckt ein versunknes Grab.
Das Schwert, das hier geklungen,
Liegt unter Moos und Dorn;

15
Wo Harfner einst gesungen,

Schallt nun des Waidmanns Horn.

Der Mensch und seine Werke
Sie sind des Tages Raub,
Die Schönheit und die Stärke

20
Zerfallen bald in Staub;

Jedoch die Sterne glimmen
Und walten immerdar,
Und Lenz und Liebesstimmen
Bringt jedes neue Jahr.

25
Die freundliche Najade

In ihrem Felsenhaus
Gießt immer noch zum Bade
Die lauen Fluthen aus.
Die Parzen selbst gewinnen

30
Kann ihr vertrautes Wort;

Sie werden weich und spinnen
Den Faden emsig fort.



  1. Zinken und Badeort mit einer lauen Therme, drei Viertelstunden von Bühl.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)