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Dämmernd empfangen mich draußen die stille gewordenen Straßen,

Ueber dem schwärzlichen Berg hebt sich der blühende Mond;
Feierlich halten die Wacht ringsum die rauschenden Wälder,
Ueber die Wiesen dahin gleiten die Nixen des Thals.
Murmelnd geleitet der Oelbach mich in die dampfende Badstadt,

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Fern von dem Dorfe noch schallt ländlicher Mädchen Gesang.

Freundliches Thal, leb’ wohl! Dein Frieden erquickt mich im Schlummer,
Webt mir zum lieblichsten Traum reizende Bilder von dir.

A. Schzlr.


Die Rettung des Klosters Lichtenthal.

Die Trommeln und Trommeten schallen
In wildem Lärmen durch das Land,
Die weißen Lilienbanner wallen
Und hinter ihnen wogt der Brand.

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Schon wälzt hinan die düstre Lohe

Zur Quellenstadt des Krieges Sturm,
In Trümmer fällt das Schloß, das hohe,
Zusammen krachen Kirch’ und Thurm.

Die Flamme hüpft durch alle Gassen

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Und leckt zum Himmel hoch empor,

Es hüllt der Rauch in Wolkenmassen
Den Sommertag in dunkeln Flor.
Wie brüllen der Verheerer Schaaren
Wild jauchzend in die rothe Gluth!

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Sie mag dem Land es offenbaren,

Daß ihre Arbeit noch nicht ruht.

Es steht ein Gotteshaus, gelehnet
An tannengrüne Bergeswand,
Wo heil’gen Frieden, längst ersehnet,

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Manch Herz in stiller Zelle fand.

Dort schallt zu frommer Feste Feier
Der Chorgesang bei Weihrauchduft;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_222.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)