Was hat man, armer Knabe, dir gethan?
Quält dich schon Unglück? Sprich, wer sind die Deinen?
Sag’ mir dein Leid, ich helfe gern den Armen,
„Ach!“ – sprach das Kind, und Thränen hell und klar
Entströmen seinen Augen – „Ach! sie haben
Den guten Vater schon vor einem Jahr,
Die arme Mutter heute schon begraben!
Kein Mensch erbarmt sich mehr der armen Waise!“
Und wie ein Blitzstrahl, welcher zündet schnell,
Durchzückt es plötzlich unsres Wandrers Seele,
Vor seinen Augen stand es klar und hell,
Zu seinem Heil; was er ihm könnt’ bescheeren,
Das mußte ihn der Waisenknabe lehren.
Kaum ist’s gedacht, so führt er auch es aus,
Und auf der That ruht Gottes reichster Segen,
Um Waisen hier zu lehren und zu pflegen;
Dort aus viel hundert dankerfüllten Herzen
Wird keine Zeit sein Angedenken merzen.
In alten grauen Heidenzeiten,
Da lebt’ in Freud’ und Herrlichkeiten
Ein Heer von Feyen ohne Zahl
In Badens wunderschönem Thal.
Und schmückten sich damit zum Tanz;
Dann schwangen sie den muntern Reigen
Nachts unter dunkeln Tannenzweigen.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)