Sie lesen den Beschwörungs-Psalm,
Rings füllt die Wölbung Räucherqualm,
Da tönt aus ehrnem Munde
Zum Schuß nun seine Creatur
Der Meister faßt ins Auge:
„Der Zauberkugel Erzmixtur,
Laß sehn, ob sie was tauge?“
Hei, pfeift der Ball durchs Bild so hohl!
Doch auch ein Schrei, o Grausen!
Gellt vor der Thüre draußen.
Er reißt sie auf in blinder Wuth,
Da wälzt verathmend sich im Blut
Die Buhle sein, die schlimme.
Deß hatte so die Lauscherin
Für schwarzen Rath den Strafgewinn.
Schläft Friedrich, wohlgeborgen.
Doch Fortunat, von Angst erfaßt,
Mit seiner Schuld Genossen,
Gedrückt von des Gewissens Last,
Fort jagt er über Stock und Zaun
Zum fernen Schloß nach Kastelaun,
Um vor der Hölle Schergen
Vielleicht sich dort zu bergen.
In immer wildrem Prassen
Stürzt taumelnd er dem Abgrund zu,
Von Gott und Welt verlassen.
Und einst bei tollem Schwelgermahl
Und schleudert ihn kopfunter
Die Marmortrepp’ hinunter. –
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_252.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)