Seite:Badisches Sagenbuch II 384.jpg

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Komm, folge mir den Weg zum Ruhme,
Sonst quält dich Reue immerdar!“ –

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„Laß ab, Verführerin! wo Treue

Im Herzen unverwelklich blüht,
Da nistet nie sich mehr die Reue,
Die leere Herzen nur durchglüht.
Fahr wohl! nicht deine bunten Steine

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Begehr’ ich, noch dein Gold so licht!

Frei laß mich ziehn durch meine Haine!
Reich ist, wem Treue Kränze flicht.“ –

Sie sieht ihn rasch von hinnen scheiden,
Und seufzt, verweh’nd in leisen Duft:

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„Auf’s Neue muß ich wieder leiden

Auf sieben Jahr‘ in kühler Gruft!“ –
Er aber steigt hinab zu Thale,
Die Seele jauchzt, die Saite tönt,
Und laut erschallt im Morgenstrahle

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Der Sang, der alle Schätze höhnt:


„Ein flüchtig Liedchen auf den Lippen,
Das Herz belebt von treuem Sinn,
So fahr ich unter Sturm und Klippen
Keck durch des Lebens Brandung hin!“

Wilh. v. Chézy.


Der Rothackergeist und der wilde Jäger.

Wo man von Hochstetten nach Liedolsheim geht, liegt rechts an der Straße der „rothe Acker“ und eine Ziegelhütte darauf. Ein Fußpfad führt über den rothen Acker, und wo er an die Wiesen grenzt, da stehen zwei Rickel,[1] die man überschreitet, und die das Vieh vom Acker abhalten. Auf dem rothen Acker geht ein Geist, der oft als ein schwarzer Mann auf dem Rickel sitzt. Dort hat er schon einem Mädchen einen Korb Wälschkorn aufgeholfen, sie hat ihn aber an den Pferdefüßen erkannt und ist ganz verstört nach Haus gekommen. Auch haben ihn Andere gesehen, wie er auf dem Rickel saß und Funken von


  1. Eine Art Schranken aus Baumstämmen.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_384.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)