Seite:Badisches Sagenbuch II 418.jpg

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Jahre schwebe ich zwischen Himmel und Erde und kann nicht erlöst werden. Manchmal nehme ich die Gestalt eines Hundes, manchmal eines Schafes und manchmal eines Kalbes an. Weil ich in dein Haus gebracht worden bin, gehe ich nicht mehr heraus, will mich aber gerne mit jedem Winkelchen darin begnügen.“ – Darauf ließ der Mann für sie einen besonderen Kasten machen, worin der Geist noch heute sich befinden soll.[1]

(Siehe Mone’s „Anzeiger etc.“ 1838.)


Die übel belohnte Hexe.

Ein Bauer in der Gegend von Eppingen hatte eine Frau, welche im Ort als Hexe verschrieen war. Um dies zu ergründen, gab er genau Obacht auf Alles was sie that, da er aber trotzdem nichts heraus brachte, ließ er oft gegen sie den Wunsch fallen: „Wenn ich doch nur hexen könnte!“ – Lange sagte sie nichts darauf; als er jedoch diesen Wunsch stets eifriger wiederholte, sprach sie endlich: „So komm heute Nacht zwischen 11 und 12 Uhr mit in den Hof; da will ich dir das Hexen lehren!“ – Zu gleicher Zeit fanden sich Beide dort ein, der Mann mußte, gleich ihr, eine Mistgabel ergreifen und sie hieß ihn hinter ihr her um den Düngerhaufen gehen und nachsprechen, was sie sagen werde. Sie schritt nun voran und sprach:

„Ich verleugne Herrn Jesum Christ!“

Da fiel ihr der Bauer in die Rede:

„Und ich schlag todt, was teuflisch ist!“

zugleich gab er ihr mit seiner Mistgabel einen solchen Schlag auf den Kopf, daß sie augenblicklich todt niederfiel.

(S. Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)

  1. Wer den Geist mit in sein Haus nimmt, dem bleibt er als Hausgeist; dies ist ein alter, oft wiederkehrender Zug; die Erlösung in obiger Sage ist eine neue und dadurch störende Zuthat, weil die Erlöste dennoch als Hausgeist an den Ort gebannt bleibt.
    M.     
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_418.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)