Seite:Badisches Sagenbuch II 428.jpg

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und stieg hinauf. Oben fand er eine Menge Leute versammelt, bei welchen aufgespielt und getanzt wurde. Unter denselben ward er seine Gevatterin gewahr, die auch ihn erblickte und fragte, was er hier zu thun habe? Nachdem er ihr geantwortet, er habe sich verirrt und sey dem Lichtschimmer nachgegangen, sagte sie zu ihm, er könne da bleiben, was er auch that und dem Tanze zuschaute. Gegen Mitternacht erkundigte sich die Gevatterin, ob er sich noch nicht schläfrig fühle und führte ihn, als er es bejahte, in einen nahen Saal, worin ein seidenes Bett stand. Er legte sich auf ihr Geheiß darin nieder und schlief alsbald ein. Als er erwachte, war es Morgen und er sah sich unter dem Waibstadter Galgen liegen und ringsum war kein Mensch mehr zu erblicken. Er machte sich beschämt nun sogleich hinunter in den Ort, wo die erste Person, welche ihm unter dem Thore begegnete, die Gevatterin war und ihn bat, von dem, was er auf dem Berge gesehen, keiner Seele was zu verrathen. Dies versprach er ihr, konnte sich jedoch nicht enthalten, die Sache später seiner Frau zu entdecken. Bald darauf ward er von der Gevatterin ersucht, in ihrem Haus ein Schwein zu schlachten, wozu er, doch erst nach mehrmaligem Weigern, sich endlich verstand. Beim Ausnehmen des Schweines ward er, in den Eingeweiden desselben wühlend, von etwas Spitzem scharf in die Hand gestochen, in Folge dessen sie ganz schwarz wurde und er nach wenigen Tagen am Brand sterben mußte.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernhard Baader in Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1838.)


Der dreifüßige Hase.

In der Hohlgasse zwischen Wiesloch und Baierthal sitzt allnächtlich auf dem Kreuzwege ein dreifüßiger Hase, der Denjenigen, welchem es gelingt, ihn zu fangen, glücklich zu machen bestimmt ist. Ein kleiner buckliger Schuhmacher, der einstmals auch den Hasen dortselbst erblickte, sprang, um ihn zu haschen, mit den Worten auf ihn zu: „Halt Häslein, du bist mein!“ Da war im Nu der Hase verschwunden; auf dem

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_428.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)