Seite:Badisches Sagenbuch II 450.jpg

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Weile ein, aber Alles war wieder stille geworden. Der jüngste Bruder kehrte nun mit Helfershelfern und allerlei Werkzeugen zurück und die Arbeit begann aufs Neue. Den vielen Händen gelang es endlich, nach unsäglicher Mühe, die eiserne Platte zu heben; wie staunten sie aber, als sie darunter einen großen Sarg von blankem Silber erblickten, der eine prächtige Inschrift trug. Es drängten sich Alle herbei, um ihre Lesung zu versuchen, da hörte man plötzlich wieder den unterirdischen Donner, der Sarg wankte, ein gewaltiger Wasserstrom brach aus der Tiefe hervor und füllte die ganze Grube aus. Nur Wenige konnten sich retten, die Meisten wurden die Beute des Todes, die Erde sank ringsum in die Tiefe hinab und begrub auch die Brüder auf ewig.

Die Wenigen, die sich zu retten vermocht, flohen nach Dornheim zurück und erzählten die gräßliche Geschichte. Alt und Jung eilte hinaus an die Stelle: ein tiefer Teich war daraus entstanden, dessen finsteres Wasser alle Hoffnung und Neugier und Habsucht für immer verschlang.

Das Dorf Dornheim ist spurlos untergegangen im Strom der Zeit, auch die Burg Rheinhausen besteht nicht mehr; jenen Teich aber sehen wir heute noch und sein Namen allein schon füllt die Seele mit Schauer.

(Siehe Mannheimer Stadt- und Landbote v. J. 1834. Nr. 40.)
(Ohne Namen des Verfassers.)


Das Geläute von Ladenburg.[1]

Im Schwabenheimer Wäldchen bei Ladenburg hatte sich ein Fräulein aus dem in diesem Städtchen blühenden Geschlechte von Sickingen verirrt und nur der Ton einer Ladenburger Glocke führte sie wieder zurecht. Seit jener Zeit wird nun jede Nacht um 11 Uhr ein Zeichen mit einer Glocke gegeben und einmal jede Woche das aus einem Malter Korn gebackene Brod vom Güterschaffner an die Armen von Ladenburg vertheilt.

(Aus L. Hegewald’s: „Mannheim’s romantische Vorzeit, in seiner Umgebung dargestellt.“)

  1. Das altrömische Lopodunum. Später Hauptort des ehmaligen Bobdengau’s.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_450.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)