Seite:Badisches Sagenbuch II 472.jpg

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Tages aber steht noch die Kirche und von ihr erhielt das dabei entstandene Dörflein „Heiligkreutz“ seinen Namen.

Mit dieser Sage steht aber eng in Verbindung die Sage von den „Teufelstrappen.

Es ist bekannt, daß dem Teufel nichts widerwärtiger ist, als das Kreuz. Da er aber vernahm, wie ein Bauer eine Kirche zu Ehren des heiligen Kreuzes gestiftet habe, entwarf er Pläne, wie er dieses Vorhaben hintertreiben könnte.

Was kann ein Teufel nicht? – Er merkte bald, daß der Schulze des Thälchens über das Vermächtniß des ehemaligen Taglöhners erbost war, weil er sah, wie diese Familie täglich reicher, er aber sogar ärmer wurde. Der Teufel spornte die Gläubiger des Schulzen mächtig an und als der bald ganz verarmte Schulze in die Enge getrieben war, erschien ihm Satan, als Jäger gekleidet, und brachte ihn bald dahin, einen Vertrag mit ihm einzugehen.

Der Vertrag wurde folgendermaßen abgeschlossen: Der Teufel mußte auf jedes Verlangen dem Schulzen eine jede beliebige Summe Geldes bringen, dagegen mußte der Schulze die Erbauung einer Kirche zum heiligen Kreuz verhindern. Würde aber die Kirche gebaut, ehe der Schulz stürbe, so verfiele derselbe dem Teufel lebendig. Lange Zeit verhinderte der reich und übermüthig gewordene Schulze den Bau der neuen Kirche, aber endlich bestund der Bischof auf den Bau, und gegen alle Einwendungen des Schulzen wurde derselbe nun angefangen.

Kaum war der erste Stein gemauert, als Herr Satan erschien und den Schulzen abholen wollte. Doch durch vernünftige Vorstellungen, daß doch nicht ausgemacht wäre, der Bau dürfte nicht beginnen, und daß er jedenfalls, ehe die Einrichtung der Kirche statt finde, deren Abbruch wieder bewirken würde, ließ der Teufel sich beruhigen.

Alle aufgewandte Mühe des Schulzen war vergebens. Der Tag der Einweihung erschien. Das Volk aus dem Odenwalde und der Bergstraße strömte herbei, nur der Schulze hoffte noch voll Angst jeden Augenblick auf einen hochbezahlten Einhaltsbefehl. Jedoch, sobald die Einweihung begonnen hatte, entstund ein fürchterliches Gebrüll und Geheul in der Luft, die Frommen

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_472.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)