Euch zu verdienen schwor ich den Eid der Ritterschaft.
Was gilt Gefahr und Streben, darf ich dich wiederschauen,
Um deine Huld zu werben, Du Schönste aller Frauen!“
Die Jungfrau, stumm erröthend, den Blick zur Erde kehrt. –
Jungfräulich holde Rose, wie deine Wangen glühn!
Als Königin der Blumen erheb’ dein Antlitz kühn!“
Die Jungfrau lächelt milde, sie reicht ihm still die Hand,
Als ihrer Gegenliebe geweihtes Unterpfand. –
Ich, jener Waffenherold, bin Sohn des Wittelsbach!“ –
„Ein Wittelsbacher bist du? – Weh mir, ein schlimmes Wort!
So sind wir streng geschieden, so mußt du schleunig fort!
Gott, wenn sie hier dich finden, sie schonen deiner nicht,
„O weine nicht, Geliebte! Und ob mir auch zum Krieg
Die Welt entgegenzöge – Dein Lieben gibt mit Sieg!
Noch immer Thränen, Agnes? O welch ein kostbar Gut!
Wer möchte nicht vergießen um sie das Herzensblut?
Horch! die Drommete schmettert! Auf, in der Feinde Schwarm!
Dein Nam’ ist meine Losung! Er feiet meinen Stahl;
Leb’ wohl du süße Herrin! – Leb’ wohl viel tausendmal!“
Der Abschied.
Am Brunnen dort im Schloßhof, voll kühler Labefluth,
Zu manchem Fenster schaut er mit Sehnsuchtsblick empor,
Nach mancher Pforte lauscht er mit aufmerksamem Ohr.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_487.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)