Seite:Badisches Sagenbuch II 491.jpg

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¹) Dieser Welfische Pfalzgraf vom Rhein war der erstgeborene Sohn des ehemals sogewaltigen Welfen, Heinrichs des Löwen, Bruder des im Jahr 1197, neben Philipp von Schwaben erwählten teutschen Königs Otto IV.

²) Zu diesen Pfalzlanden beim Rhein gehörten ein großer Theil des fruchtbaren Kraichgau’s, Heidelberg mit ihren beiden Vesten, die Residenz des Pfalzgrafen, ein Landstrich der alten Grafschaft Zweibrücken, dazu die Herrschaft Bacharach am Rheine, mit der Burg Stahleck und vielen Wein- und Getraidebauenden Dorfschaften. – Kein Pfalzgraf stand in andern Ländern so hoch, mächtig und hochangesehen, als der Pfalzgraf bei Rhein; denn er war daselbst eigenherrlicher Gebieter, von keinen Landständen beschränkt; er vertrat den König, wenn der Thron des Reiches ledig, und verwahrte dessen Kleinodien für den künftigen Herrscher, den er selbst krönen half. etc.

(Siehe Zschokke’s Bayrische Geschichte II. Band, II. Buch, V. Abschnitt.)

³) Kaiser war damals Otto VI., des Pfalzgrafen bei Rhein Bruder, Heinrich des Löwen zweiter Sohn. – Was hier zum leichteren Ueberblick und durch dichterische Form bedingt auf Einen Moment zusammengedrängt erscheint, ergab sich, der Geschichte nach, im Verlauf mehrerer Jahre. Im November des Jahres 1211 nämlich, hatte bereits Papst Innocenz IV. König Otto IV., nachdem er ihn vor zwei Jahren zum Kaiser gekrönt, in den Bann gethan. Erst im Jahr 1212 am 6. Dezember ward Friedrich II. von Hohenstaufen, auf den schon früher das Auge der Wähler gefallen war, zu Mainz gesalbt. 1214 geschah die Schlacht bei Bowines in Flandern, die Otto’s letzte Hoffnung stürzte; 1215 wurde König Friedrich zu Aachen durch den Mainzer Erzbischof Siegfried zum Kaiser gekrönt, der Welfische Pfalzgraf Heinrich in die Acht erklärt, und dessen herrliche Rheinpfalz dem Herzog Ludwig von Bayern, dem Sohne Otto’s I. gegeben.

⁴) Der Krieg deßhalben, zwischen dem Bayernherzog und dem Pfalzgrafen, begann bald darauf, und währte länger, als in obigen Romanzen angedeutet ist. Herzog Ludwig verlor im Jahr 1215 die Freiheit und mußte gefangen von Schloß auf Schloß in der Rheinpfalz wandern, bis die Ehe zwischen seinem Sohne und des Pfalzgrafen Tochter, Agnes, die beiden Gegner versöhnte.

⁵) Zu Straubing ward das Beilager mit ungemeiner Pracht vollzogen. Das dritte Wandgemälde in den Arkaden des Münchner Hofgartens stellt die Verlobung des liebenden Paares und die Versöhnung der feindlichen Geschlechter dar.

(Obige drei letzte Notizen sind aus Dullers „Wittelsbacher“ gezogen.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_491.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)