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Von Rebengold und Aehren trägt die Natur den Kranz,

Goldfrüchte rings verklären die Flur mit buntem Glanz,
Der Rhein zeigt hell im Spiegel des Landes Wonnebild,
Mit jungfräulichem Kosen umspielt die Luft es mild.

Graf Ulrich und der Bischof ersehn die reiche Zier,

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Da wird ihr Herz ergriffen von Neid und von Begier;

Zu größrer Eile spornet die Habsucht noch ihr Roß,
Und Staubgewölke wirbeln sich dicht um ihren Troß.

So gehts im Sturmesfluge voran von Ort zu Ort,
Wer schirmt vor Rosseshufen der Saaten goldnen Hort?

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Zur höchsten Frechheit steigert ihr Uebermuth sich bald,

Und haufenweise brechen sie Aeste aus dem Wald.

Und binden sie den Schweifen von ihren Rossen an,
So ward zerstampft, zermalmet die Saat auf ihrer Bahn;[1]
Mit Hagelwolken schmettern sie Alles vor sich hin

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Es fleht das Volk nach Rettern vom völligen Ruin.


Der Bischof und die Grafen sind taub für jeden Fluch,
„O mög’ der Himmel strafen so höllischen Besuch!“
So ziehn die wilden Horden von Dorf zu Dorf durchs Land
Mit Sengen und mit Morden bis an des Rheines Strand.[2]

¹) Anno praenotato dominicae incarnationis MCCCCLXII Carolus Marchio de Baden, Georgius Episcopus Metensis frater ejus, Johannes Nix Episcopus Spirensis et Udalricus Comes Wirtembergensis simul coadunati congregaverunt exercitum et contra Fridericum Comitem Palatinum procedentes, (quem putabant procul absentem) omnem terram ejus una cum oppido manisionis ejus Heidelberg in praedam sibi promiserunt. (Trithem. Chron. Sponh. ad a. 1462. pag. 375).

²) Der Hirsch im Würtemberger Wappen.

³) „Und hatten sich vermessen, Sy woulden die Wyngarden vur Heydelberg, dan des Pfalzgraven Wonunge is, affhauen und ym ander vill smaheit (Schmach) andoin (anthun.)“

(Chronika van der hilligen stadt Cölln. Fol. 314.)

⁴) Als in Stuttgart über diesen Feldzug berathen wurde, gerieth der verständige Hans von Rechberg zuletzt so in Eifer, daß er seinem Herrn, dem Grafen Ulrich, in’s Gesicht sagte: „Gnädiger Herr, Ir wöllent dem allermännlichsten und mächtigsten Fürsten, der in Teutschland


  1. [504] Graf Ulrich von Würtemberg schrieb dieses aus dem Feldlager vor Heidelsheim (dat. d. 27. Juni) an Markgraf Albrecht von Brandenburg, und: „Daß er den 26. am Herabziehen vor Bretheim (Bretten) das Korn gewüstet, welches sie auch uf Dato (27. Juni) vor Heidelsheim, in steter Uebung und vorhabens seyen, den 28. fortzuziehen, und die Feind zu schedigen.“
    (S. Steinhofer’s „Würtembergische Chronik“ Tom. III. p. 59. und Kremer’s „Gechichte Friedrichs“ d. S. Tom. I. pag. 292.)
  2. [504] Darnach umb sant Johans Baptisten Tag des obgenannten jars (1462) da hauft sich Markgrave Carle von Baden, grav Ulrich von Wirtemberg, der Bischof von Metzs, der Bischof von Speyer und ander jre guten Freund und Herren; machten ein wagenburg und hatten darin zu roß und Fuß bei 8000 mannen guts volks wol bereit mit aller zugehörung, und zogen naher Heidelberg zu. Und da sie kamen bei Sanct Leon, da liessen sie die wagenburg mit dem volk im Felt, und trabten die Herren, der markgrave von Baden, der von Wirtemberg und mit jnen der Bischof von Metzs; hetten bei die 700 Pferden, als man sagt, ritten zwuschen Heydelberg und Mannheim bei eine Dorf, heißt Seckenheim, und liessen die wagenburg und alles volk hinter ine me dan zwo meilen wegs; ritten also da mutwillen in hochmut.
    „Diß wart der pfalzgrave gewar und het nach dem alten bischof von Maintz geschickt, daß er fürderlichen zu im kam, Der kam mit 500 pferden und uf 2000 oder me zu fuße. Das wißten die herren alles nit, vermeinten, der pfalzgrav hett nit über 500 pfert, also hett ine ihr botschaft gesagt.“
    (S. Fikhart’s Arztes Geschichte sr. Zeit, mitgetheilt in Mone’s Archiv. Bd. II. pag. 262 u. ff.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 503. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_503.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)