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Hans von Handschuchsheim Tod[1].
1.
Herausforderung.

Zu Heidelberg am Schlosse, das jugendlich noch stand,
Versehrt nicht von der Menschen und nicht von Gottes Hand,
Da lachten alle Zinnen mit abendlichem Roth,
Als könnt’ es nimmer trauern, als ob kein Sturm ihm droht’.

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Und drinnen in den Hallen ging eine laute Lust,

Die Becher strömten über, die Herzen aus der Brust;
Jed’ Auge sah zum Himmel und fand ein golden Schloß,
Drin bei der schönsten Jungfrau ein ewger Frühling floß.

Der Pfälzer Kurfürst Friedrich mit seiner Liebsten hold

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Saß oben an der Tafel bei Bechern voller Gold;

Von Lüneburg der Herzog, Johann von Brandenburg,
Von Hessen Landgraf Moriz und Philipp von der Murg.

Die saßen zwischen Frauen, wie zwischen Blumenlicht
Sich’s Dunkelgrün der Blätter mit goldnem Thau verflicht;

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Bei einem süßen Fräulein, die schönste Blum’ im Kranz,

Saß mild Friedrich von Hirschhorn und stolz der Junker Hans

Von Handschuchsheim; der Junker fast noch ein Knabe war,
Drum trug er auch so trutzig um’s Kinn das krause Haar;
Er drohte ferne Thaten, die er einmal noch thät’,

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Ging aus geträumten Schlachten, wie man als Sieger geht.

  1. Der Zweikampf – welcher unserm Dichter den Stoff zu vorstehender Romanze gab, fiel zu Heidelberg vor, am Hoflager des Kurfürsten Friedrich IV., den 11. December 1600. Johann von Handschuchsheim starb an seiner Wunde den 31. December 1600, als der Letzte seines Geschlechts. Seine Mutter war Ammel Beufferin von und zu Ingelheim.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 528. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_528.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)