Seite:Badisches Sagenbuch II 541.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

alte pfälzische Wappen, und vor allem die Verzierung über dem Haupteingang dieses Bau’s: Zwei Engel halten einen Kranz von sieben Rosen, in dessen Mitte sich ein aufrecht stehender Zirkel befindet.

2) Friedrich V., der Gemahl der Prinzessin Elisabeth von England, einer der schönsten, aber auch ehrgeizigsten und unglücklichsten Fürstinnen. Die edelsten Ritter bewarben sich um ihren Dienst; Christian von Braunschweig trug ihren Handschuh am Hut und ließ in seine Fahnen setzen: „Für Gott und Sie.“ Friedrich V. erbaute ihr zu Liebe den sogenannten englischen Bau, von dem nur noch wenige Trümmer erhalten sind.

3) Im sogenannten Stückgarten steht ein viereckiger Eingangsthurm, in dessen Trümmern sich die Bilder dieser zwei Ritter befinden; es sind eigentlich etwas unförmliche Schildwappen, die trotz ihres kolossalen Gliederbaues sich ihre dicken Spieße mit sammt dem silbernen Pfälzischen Wappen, welches sie zu bewachen hatten, von den Franzosen entwenden ließen.

4) Karl Ludwig, der Sohn Friedrichs und Elisabeths, war 33 Jahre alt, als er nach dreißigjähriger Verbannung in sein Vaterland zurückkehrte. Die Pfalz war unterdeß eine Wüste und das Heidelberger Schloß unbewohnbar worden. Dieser edle Fürst that Alles, was in seinen Kräften stand, um den äußern Wohlstand, die bürgerliche Ordnung und die Sicherheit seiner Länder wieder herzustellen. Vor seinem Ende mußte er aber noch die von Frankreich einbrechende neue Verwüstung derselben erleben. Da zeigte sich seine Gesinnung auf eine echt fürstliche und ritterliche Weise. Als Ludwig XIV. die Republik Holland anfiel, hielt der Kurfürst zur rechten, entgegengesetzten Partei. Mehrere feindliche Heerhaufen verwüsteten die Pfalz und die gesammten Rheinischen Lande. Der Kurfürst, der sich von Heidelberg nach der von ihm wieder erbauten Friedrichsburg begeben hatte, sah den Brand längs der Bergstraße und wankte nicht. „So lange ich nur dieses habe“ – sprach er, ein Stück Schwarzbrod essend, – „soll mich keine Gewalt schrecken!“ – Es ist hier der Ort, zu erwähnen, daß der sogar von den Teutschen hochgefeierte Türenne damals ein eben so arger Mordbrenner und Räuber war, als Rochefort und Baubrün, als späterhin Melac und Düras, als in unsern Tagen Davoust und Bandamme. Der gutmüthige Teutsche hat aber von jeher diejenigen seiner Feinde, welche die ärgsten sind, weil sie durch einen Schein von Großherzigkeit gleisen, hochgeprießen und dagegen seiner eigenen Helden vergessen. Als der Kurfürst das Elend der Pfalz nicht länger mit ansehen konnte, forderte er den französischen General zum Zweikampf. „Was Sie an meinem Lande verüben,“ – schrieb er ihm – „kann unmöglich auf Befehl des allerchristlichsten Königs geschehn; ich muß es als Wirkung eines persönlichen Grolls gegen mich betrachten. Es ist aber unbillig, daß meine armen Unterthanen büßen,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_541.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)