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Rudolf bin ich, der die Freundschaft

Deines Gatten hat erstrebt;
Das Gerücht hat Dich betrogen,
Prüfend, hab’ ich Dir gelogen –
Wilhelm, Dein beweinter, lebt!“

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„Komm herein!“ – sprach die Entzückte, –

„Freudig nannte Wilhelm Dich,
Oft den Freund aus frühster Jugend
Und das Urbild wahrer Tugend;
Neues Leben strömt durch mich! –“

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Bald erstieg der wack’re Ritter

Der Getreuen Felsenschloß;
Aber – welch ein Wonneleben! –
Wilhelm war’s, der voller Leben,
Selbst in seinen Arm sie schloß!

K. W. Justi.


Die heilige Notburga.
Erste Sage.

König Dagobert hatte eine Tochter, Notburga mit Namen. Sie war schön, aber auch fromm wie keine der Jungfrauen des Landes, darum blieb auch ihr Sinn dem eitlen Glanze dieser Welt fremd und sie floh heimlich aus dem Schloß ihres Vaters, welcher damals in Mosbach Hof hielt. Sie verbarg sich in einer Felsengrotte am Neckar, nicht weit von dem Dorfe Hochhausen. Hier lebte sie Tag für Tag nur dem Gebete und strengen Bußübungen. Ein zahmer weißer Hirsch brachte ihr täglich ein Brod aus der Küche ihres Vaters. Dadurch ward aber ihr Zufluchtsort dem trauernden Könige verrathen, der alsbald dahin eilte und sie zuerst mit flehenden Bitten, dann unter grimmigen Drohungen aufforderte, mit ihm nach Hofe zurückzukehren. Notburga weigerte sich dessen, weil sie ein Gelübde gethan habe, dem Herrn in der Einsamkeit zu dienen. Da erreichte

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 584. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_584.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)