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In’s Reich der Lieb’ und süßen Himmelsruh’!

Du hast getröstet und geliebt hienieden,
Drum sey ins ew’ge Liebesland beschieden!“ –

Er sprachs, und wundersüße Harmonie’n
Erschollen himmlisch in den Buchenzweigen;

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Der Greis will sich vor ihm zur Erde neigen,

Doch freundlich richtet ihn
Der Engel wiederum empor,
Und küßt ihm die verklärten Blicke;
Die starre Hülle bleibt im stillen Thal zurücke,

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Es öffnet sich das goldne Sternenthor;

Der Greis entschwebt, dem schönen Jüngling gleich,
Ins Paradies, ins lichte Himmelreich.

Ein grüner Hügel birgt die morsche Hülle,
Und aus des Haines heil’ger Stille

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Hallt noch manch brünstig Flehn empor;

Denn wo voreinst das grüne Hüttchen stand,
Glänzt jetzt ein Kirchlein, Himmelreich genannt.

Hörst du der frommen Pilger Chor?:
Sieh, Vater, gnädiglich auf uns herab,

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Birg unsern Leib ins kühle Grab,

Und unsern Geist heb’ in Dein Reich empor!“

F. W. Krummacher.

Beide vorigen Legenden ergänzen sich; während Kopisch den Tod Friedhildens zum Gegenstand seiner Dichtung macht, behandelt Krummacher den nicht weniger schönen Tod Grißo’s, der den christlichen Namen Lukas angenommen hatte, und bringt damit die fromme Sage vom Michaelsberg in Verbindung.

(Vergl. J. Baader’s „Sagen der Pfalz, des Neckarthals etc.“)


Die weiße Frau zu Guttenberg.

Auf dem Schloß Guttenberg am Neckar ist vor etlichen und achtzig Jahren die weiße Frau vielen Leuten erschienen, besonders dem Hausgesinde. Sie schlich umher wie der Wind;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_606.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)