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„Blut heischt die Rede, so ihr habt vernommen!“
Spricht der gekränkte Mann voll Heftigkeit, –
„Und Asmus Graf von Wertheim, wird nie zagen,

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Das Leben für sein edles Weib zu wagen!“


Von Vater, Weib und Kindern, treuen Schaaren
Der Diener froh begrüßt, kehrt er nach Haus,
Doch als vom nahen Zweikampf sie erfahren,
Da brachen Schreck und laute Klagen aus.

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Sein Vater spricht, ein Greis in Silberhaaren:

„Du bist ein Wertheim, kennst nicht Todesgraus!“
Die Gräfin aber ruft mit bitterm Weinen:
„So raubt das Schicksal dich so früh den Deinen!“

Ernst spricht der Graf: „Gott kann den Sieg auch geben

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Dem schwächern Arm, er wehrt der bösen That,

In Seine Hand befehl’ ich treu mein Leben;
Der David siegen ließ ob Goliath,
Der wird auch mich in diesem Kampf umschweben! –“
Und solcher gottvertrauten Worte Saat

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Entkeimet Trost und Hoffnung in den Seinen –

Doch noch ein schönrer Trost soll ihm erscheinen.

Unruhig schlummernd, sieht er durch drei Nächte
Den heiligen Georg vor sich im Traum,
Die Kreuzesfahne schwinget seine Rechte,

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Und seine Füße trägt ein Wolkensaum.

„Ich schwebe schützend um dich im Gefechte,
Und bring’ dir Sieg, drum gib nicht Sorgen Raum,
Geschlagen hat des rohen Sünders Stunde!“
So tönt es lieblich von des Heiligen Munde.

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Asmus erwacht und fühlt das süße Laben

Der Trostesworte von dem Wolkenthron;
Dem Himmel bringt er seines Dankes Gaben,
Und als der dreien Tage Frist entflohn,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 644. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_644.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)