Seite:Bezzel Pfarrwaisenhaus Windsbach 04.png

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 Die Wahl des Jubiläumstages hat uns manche Qual gemacht. Die Schlußprüfung für die 6. Klasse beengte uns, das Fest an den Anfang des neuen Schuljahres zu legen erschien nicht ratsam, den Schulschluß ganz abzuwarten und über den Sonntag bis in die folgende Woche die Zöglinge zurückzuhalten empfahl sich wieder nicht. So wählten wir den Tag vor Schulschluß, beraubten uns allerdings der Möglichkeit ehemalige Lehrer und Schüler aus dem Philologenstande unter uns zu sehen. Das tat uns umsomehr leid, als gerade von ihnen manches Zuschreiben an uns kam, das von alter Liebe und Anhänglichkeit und dem aufrichtigen Bedauern zeugte dem Feste nicht anwohnen zu können.

 Am Abend des 11. Juli trafen sich die angekommenen Festgäste mit den hiesigen Freunden der Anstalt im Fischer’schen Saale. Das ungezwungene Zusammensein wurde durch die Vorträge klassischer Musik durch das Waisenhausorchester unter Leitung des Herrn Kantors Roscher verschönt. Der Vorstand des Direktoriums begrüßte kurz. Die poetische Gabe des Abends, die Herr Pfarrer und Distriktssschulinspektor Blank von Hagenbüchach darreichte, möchten wir diesen Blättern einverleiben:

 Zum Jubelfest, was soll die Muse bringen?
Was hat sie Besseres als ein festlich’ Lied?
Was könnte sie auch Bess’res tun als singen,
Wo Freudenjubel stimmt Herz und Gemüt?
So greife, meine Muse, in die Saiten,
Wie Glockenton erschalle heut’ ihr Klang;
Mit einem Jubellied und Festgesang
Sollst Du den Festtag heute ein uns läuten!

 Das erste, was dein Spiel uns lasse hören,
Es sei ein Psalm, ein Lied im höhern Chor,
Ein Dankeslied, das über alle Sphären,
Sich machtvoll schwinge zu dem Herrn empor,
Zum Herrn, dem frommen Hüter Israels, der Waisen
Und aller Vater, die sich ihm vertrau’n,
Getrost auf seine Hilfe bau’n –
Den Vater aller Güte sollst du preisen!

 Zum andern segne heute der Gerechten
Gedächtnis, das allzeit im Segen steht,