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bei der mich der Bildhauer Alexander Gilli unterstützte, blieb in den Anfängen stecken. Ich betrachtete alles dies als Nahrung für meine allgemeine Bildung, als Beschäftigung meiner Neigung, wofür andere anderes und nicht immer nützlicheres thäten. Aber so fest saß ich doch am Ende meiner Berliner Zeit mit meiner Neigung in diesen Dingen, daß sie mir bei meiner Entscheidung für einen Lebensberuf ein schweres Dilemma schufen: Kunst oder Altertum! Beides war mir gleich lieb. Friederichs meinte, es ließe sich als akademisches Lehrfach vereinen, wenn ich es richtig anfinge. Ich bezweifelte das und wollte die Entscheidung von einem Winteraufenthalte in Italien abhängen lassen, zu dem ich im Herbst 1870 aufbrach.

Zunächst blieben meine Beschäftigungen auch hier wieder ganz zwischen Altertum und Kunst geteilt. Aber bald schien es mir nötig, eines, damit es nicht länger das andere beeinträchtige, aufzugeben, und ich entschied mich für die Philologie. Nur während dieses Winters gönnte ich noch meiner Neigung die volle Freiheit, und was übrigens Italien mir gewesen ist, würde keinen interessieren zu vernehmen, jetzt, wo fast jeder mit Stipendium oder Rundreisebillet desselben Weges ziehen kann. Einen bleibenden Gewinn will ich aber erwähnen, die Freundschaft des edlen alten Henzen, der bis an seinen Tod meine Wege mit warmem Interesse verfolgte und meines Oskar Eisenmann, den ich damals kennen lernte.

Im Herbst 1871 habilitierte ich mich in Leipzig, und an dieser nach dem Ende des großen Krieges neu aufblühenden Universität inmitten einer reichen, lebendigen, vielfachen Interessen hingegebenen Stadt fand ich, ausgestattet mit nur einer einzigen Empfehlung meines Lehrers Ernst Curtius an seinen nun längst dahingeschiedenen Bruder Georg, soviel Förderung und Freundlichkeit nicht nur bei den nächsten Vertretern meines Faches, Ritschl, Curtius, Lange, Overbeck, sondern auch bei vielen anderen vortrefflichen Männern dieses und anderer Kreise, daß ich bei einem viel verheißenden Anfang meiner akademischen Thätigkeit wohl auf einen guten Fortgang hoffen durfte. Meine Vorlesungen erstreckten sich auf griechische Historiker und Redner, Altertümer und Kunstgeschichte. Ich fand Zuhörer in größerer Zahl, als ich sie später in Gießen hatte, darunter namentlich in meinen Übungen manche, die es längst weiter gebracht haben als der einstige Leipziger Privatdocent. Ich hatte fördernden Umgang, vielleicht nicht ganz so mannigfaltig wie in Berlin, aber doch manchen mir wirklich nahestehenden Menschen. Das Haus des vornehm-einfachen G. Curtius und seiner klugen, herzensguten Frau wurde mir zu einer Art Heimat. Sie leben nun alle nicht mehr. –

Zu meiner Habilitation brauchte ich nur einige Seiten drucken zu lassen: Symbolae ad doctrinam iuris Attici de syngraphis et de

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Biographisches Jahrbuch für Alterthumskunde, 18. Jahrgang (1895). S. Calvary & Co., Berlin 1896, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Biographisches_Jahrbuch_f%C3%BCr_Altertumskunde_18_172.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)