Seite:Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen XXII.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen

Als seine Schwiegermutter das Zeitliche gesegnet hatte, scheint er an ihrem Nachlaß den Anspruch auf die 100 Mark geltend gemacht zu haben. Sein Schwager Engelbrecht Witte der Jüngere machte damals eine Gegenrechung, nach der die Firma von Hildebrand wohl an die 900 Nobel als Reste aus früheren Geschäften zu fordern hätte. Damit glaubte er die Forderung langst ausgeglichen zu haben. In undatierten Briefen an seine Schwäger Visch und Nyenlo beteuert dagegen Hildebrand, daß er zu kurz gekommen wäre[1]. Sein Schwager Engelbrecht Witte war von versöhnlichster Stimmung[2], forderte ihn auf nach Riga zu kommen, um dort alle Uneinigkeiten beizulegen. Hildebrand wollte von allen diesen Begütigungsbestrebungen nichts wissen. Er zeichnete vielmehr ganz genau auf, worin er und seine Frau verkürzt worden waren[3].

Die 100 Mark waren nach seiner Annahme in dem Augenblick seiner Verheiratung 127 Englische Nobel wert gewesen. Innerhalb 15 Jahren hätte von diesem Betrage ein Zins von 112½ Nobeln sich ergeben können. Indem er nun den Zinseszins ebenfalls in Anschlag und davon 22½ Nobel in Abzug brachte, gelangte er zu der Summe von 262 Nobeln oder 92 Pfund 15 Sl. 10 gr, die man ihm schuldig sei. Einen Anspruch in dieser Höhe meinte er gegenüber den Erben seines Schwiegervaters festhalten zu sollen[4].

In seiner Frau Margarete hatte Hildebrand jedenfalls eine treue, an ihm unverbrüchlich hängende Lebensgefährtin gefunden, die willig Entbehrungen und Mangel aller Art auf sich nahm, als es ihm geschäftlich schlecht ging. Die Briefe, die sie ihm in der Zeit seiner Haft nach Brügge schickte, sind geradezu rührend. Willig opferte sie Kleidungsstücke, Schmuck, ihre Bequemlichkeit im eigenen Hause, nur um ihn aus dem Schuldgefängnis zu befreien. Auch gegenüber den an sie von ihrer Verwandtschaft in Riga herantretenden Versuchungen, ihre Kinder nach Livland zu schicken, bleibt sie standhaft[5]. Sie läßt keinen der Ihrigen einem nach ihrer Ansicht ungewissen Schicksale entgegenziehen, sondern übt treue Mutterpflicht an ihnen aus. Bloß den Sohn Hans kann sie nicht zurückhalten. Er will in jugendlichem Ungestüm sich nicht länger zu Hause zurückhalten lassen und fährt eines Tages nach Reval ab[6]. Eine kühne Tat, die ihm indes gut bekommen zu sein scheint. Auch den ältesten Sohn Jost, der zuerst in Flandern weilte und dort seinem Vater durch Unbotmäßigkeit und geringe Ausdauer Sorge bereitete, trifft man später in Riga, von wo er Lockrufe an seine Geschwister im Auftrage der dortigen Verwandten ergehen läßt[7].

Eine größere Anzahl von Kindern entsproß der Verbindung. Es lassen sich nachweisen: 4 Söhne, Jost, Johannes, Engelbrecht und Hildebrand, sowie 3 Töchter Gertrud, Margarethe und Anna. Von den letzteren ist nachweislich nur die erstere verheiratet gewesen. Sie wurde etwa 1418 mit dem Mitgliede des Neuen Rats in Lübeck Everd Moyelik vermählt, der in erster Ehe mit Gheseke Bussow vermählt gewesen war, die im Jahre 1415 starb[8]. Seit 1408 erscheint er als Ratsherr, dürfte indes nach Wiedereinsetzung

  1. nr. 476.
  2. nr. 494.
  3. nr. 498.
  4. nr. 498. Über den Streit zwischen Hildebrand Veckinchusen und den Witte’s um die Spielpfennige s. nr. 8, 11, 12, 415, 476, 488, 489, 490, 491.
  5. nr. 293.
  6. nr. 375.
  7. nr. 477.
  8. nr. 498.
Empfohlene Zitierweise:
: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_XXII.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)