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Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen

aus. Die Seide, die er nach Lübeck gesandt hatte, findet wegen ihrer geringen Feinheit keinen Anklang. Öl, das er nach Danzig verschifft[WS 1] hatte, sagt den Abnehmern nicht zu. Feigen, die von Brügge nach Danzig verschifft werden, stellen sich bei der Ankunft als „tomale snode gueet“ heraus, sodaß sich keine Abnehmer finden[1]. Eine Korallensendung nach Bergen op Zoom kommt zurück, weil der Empfänger, der sie bestellt hatte, nunmehr keine Verwendung für sie hat. Dazu kommt, daß am Ende des zweiten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts die Kauflust im Gebiet der Hanse zeitweilig nachgelassen zu haben scheint. Wenigstens wird von verschiedenen Seiten die Überfüllung des Marktes beklagt und die Waren wollen nicht von der Hand. In Livland ist 1416 „harde kopenschop“. Wachs steht hoch im Preise, während in Reval und Nowgorod Feigen und Gewürze unverkauft liegen[2]. In Danzig ist 1418 und 1419 an Tuchen sowie an Rosinen, Mandeln und dergleichen Spezereien genug vorhanden[1]. In Lübeck wollte man von diesen Artikeln ebenfalls nichts wissen. Nach Alaun „en vroget ok nement noch ter tyd“ wird 1418 gemeldet[3]. In Venedig waren der Paternoster (Rosenkränze) unterdessen auch zu viel geworden. Im Deutschen Hause lagen 2000 Pfund unverkauft und im Juni 1420 traf eine neue Sendung ein[4]. Auch Frankfurt a. M. und Köln waren damals zeitweilig schlechte Plätze, auf denen 1418 nur mit Verlust Fisch und Wachs sich veräußern ließ.

Diese Klagen sind um so auffallender als 1416 der alte Rat in Lübeck wieder eingeführt worden war und damit die bisher gefährdeten Kaufleute größere Sicherheit genossen. Auch konnten die 1418 endgültig beschlossenen Satzungen der Hanse nur dazu beitragen, dem Bunde und also den zu ihm gehörenden Kaufleuten eine festere Grundlage für ihre Geschäfte zu verschaffen[5]. Wenn Lübeck dann auf der Versammlung vom 24. Juni bis August 1418 von den anderen Städten ersucht wurde „der stede unde copmannes beste to provende“, wogegen sie versprachen in allen kaufmännischen Angelegenheiten ihm treu und beständig zur Seite stehen zu wollen, so konnte solche Erklärung doch nur beruhigend wirken[6]. Die von Kaiser Sigismund seit 1417 verhängten Handelssperren über Venedig haben nachweislich immer nur kurze Zeit tatsächliche Berücksichtigung gefunden[7]. So können also nur lähmend eingewirkt haben der Streit König Erichs von Dänemark mit den Holstenherren um das Herzogtum Schleswig, in den die Städte immerhin hineingezogen waren[8] und die gänzlich ungerechtfertigte Wegnahme von 40 hansischen Schiffen durch König Johann von Kastilien im Jahre 1420, die Schrecken genug einflößte[9]. Sie werden, da die Hanse überhaupt nach 1416 nicht so schnell in der Lage war eine energische Auslandspolitik wieder aufzunehmen, die Lage des Handels und der Kaufleute auf den Meeren und Märkten nachteilig beeinflußt haben[10]. Es ist bemerkenswert, festzustellen, wie diese allgemeinen Ereignisse und Wendungen das Schicksal des Einzelnen beeinträchtigten.

  1. a b nr. 149, 164.
  2. nr. 117.
  3. nr. 185.
  4. W. Stieda in Mitteil. d. Ver. f. Lübeck. Gesch. (1888) S. 110. Hans.-Venet. Handelsbezieh. S. 153 nr 31.
  5. H. R. I. Abt. S. V und nr. 557.
  6. H. R. I. Abt. 6 nr. 556 § 87.
  7. Hans.-Venet. Handelsbezieh. S. 28.
  8. H. R. I. Abt. 7 S. V.
  9. H. R. I. Abt. 7 S. VI.
  10. Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse 1905 1, S. 197.
  1. Vorlage: vreschifft
Empfohlene Zitierweise:
: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_XXXII.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)