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Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen

flandrischer Schiffe vor La Rochelle durch kastilianische Seeräuber genannt[1], und 1440 werden die Spinulas, die überhaupt als Genueser Kaufleute mehrfach bezeichnet sind, als „coopleden van Jeneven, wonachtich ter tyd van nu binnen der vorseide stede von Brugge“ charakterisiert[2]. In dem Zeitraum von 1369 bis 1450 sind in Brügge nicht weniger als 9 Repräsentanten tätig gewesen: Aselin, Benedikt, Franziscus, Jaspar, Jean, Jacques, Linel, Balthsar, Anton, Markus. Ja, ich glaube, daß man den 1456 auftauchenden Michel de Spinghelare ebenfalls der genannten Familie wird zuschreiben dürfen. Sie erscheinen als Waren-, Geld- und Wechselhändler, nicht immer in rühmlicher Weise betätigt. Balthasar Spinelli z. B. ist im Jahre 1369 beim Ankauf einer Partie Mandeln beteiligt, von der er wußte, daß sie auf unrechtmäßige Weise in den Besitz des Verkäufers gelangt war. Gleichwohl suchte er sie mit Gewinn für sich in Brügge abzusetzen. Olivier de la Marche rühmt 1468 bei Gelegenheit der Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten Karls des Kühnen mit Margarete von York den Eifer und den Glanz der genuesischen Handelsgesellschaften, von denen er die der Spinola als die Nebenbuhler der Fugger und der Weiser bezeichnet[3]. Tatsache ist, daß sie in den späteren Zeiten immer angesehener und gesuchter als Geldgeber wurden. Ein Spinula leiht 1572 den vier Gliedern von Flandern 100 000 Florins[4] und man weiß, daß sie in den Jahren 1573/75 die wichtigsten Geldleiher der spanischen Krone geworden waren[5].

In die Hände dieser schlauen Genuesen war Hildebrand geraten. Der „Gennefoster“ wird in einem seiner Briefe als derjenige bezeichnet, der ihn hatte ins Gefängnis setzen lassen.

Wie weit sich Hildebrand mit diesen Biedermännern eingelassen hatte, läßt sich ziffermäßig nicht zusammenrechnen. Nicht nur mit den Spinghels, sondern auch mit anderen Geldleuten stand er in geschäftlichen Beziehungen und es fragt sich immer, inwieweit die erhaltenen Nachrichten eine Beurteilung seiner wirklichen Lage erlauben. Aus seinen Handelsbüchern ergeben sich Geldgeschäfte, von denen in den Briefen nicht die Rede ist. Zweimal leiht er von Johann Fylyppe je 400 overländische Gulden, zu welchem Zins wird nicht mitgeteilt. In den Briefen tritt dieser Johann Fylyppe mehrfach hervor, im Jahre 1418 als Käufer eines von Hildebrand ausgestellten Wechsels auf London[6]. Später ohne Angabe des Jahres als Gläubiger Hildebrands mit dem Betrage von 73 Pf. 6 sl. 8 gr.[7]. Bei einer anderen Gelegenheit nahm Hildebrand auf die Dauer von drei Monaten 300 Dukaten auf, die er, wenn ich richtig gerechnet habe, mit 20% zu verzinsen hatte.

Genug, ohne in der Lage zu sein, zahlenmäßig seine Verpflichtungen feststellen zu können, unterliegt es keinem Zweifel, daß Hildebrand immer mehr in die Abhängigkeit von diesen Geldverleihern geriet. Ein Briefchen an „Sir Rafael Spinghel“, augenscheinlich aus der Zeit der größten Not,

  1. Gilliodts van Severen, a. a. 0. I S. 541.
  2. Gilliodts van Severen, a. a. 0. I S. 630.
  3. L. Gilliodts van Severen, Cartulaire de l’ancienne Estaple de Bruges. 1904 I S. 290, 409, 432, 477, 497, 675, 676, 685, 694 usw.
  4. Gilliodts van Severen a. a. 0. Band 4 S. 357.
  5. R. Ehrenberg, D. Zeitalter der Fugger I S. 339, 344, 347, 351, 353 II S. 200.
  6. nr. 181.
  7. nr. 499 (3), 499 (4).
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: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite XXXIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_XXXIV.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)