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möglich wiederzugeben. In Frankreich wurden sie von Fauriel übersetzt und in Deutschland, wo ihnen gleichfalls die Ehre einer Uebersetzung zu Theil ward, von Göthe sehr gerühmt. In Italien selbst erlebten sie mehrere Auflagen und fanden viele Lobredner, wurden aber nie aufgeführt und es erhoben sich auch nicht wenige tadelnde Stimmen gegen sie. Manzoni gab seinem Trauerspiel als eine Art Recitativ zwischen den einzelnen Aufzügen ein lyrisches Element und nannte es den Chor. Hierin wich er von den deutschen Romantikern ab, und doch kann man nicht sagen, daß es der griechische Chor sey, den er ins Leben gerufen hätte. Diese lyrischen Stellen stehen wirklich zu vereinzelt da und sind für die Tragödie ohne Bedeutung: aber wir glauben dennoch nicht zu Viel zu sagen, wenn wir behaupten, daß gerade ihnen jene beiden Compositionen großen Theils ihr Glück zu verdanken haben. Manzoni ist in seiner Lyrik wahrhaft grandios, und wenn auch sein Stück Adelchi als Drama keine besonderen Schönheiten aufzuweisen hat, wer wünscht nicht das Gedicht zu besitzen, in welchem der Verfasser der Inni sacri Ermengardens Tod besungen hat? Diese Chöre und einige pathetische Scenen haben (wir sind es überzeugt) Manzonis Tragödien die Bewunderung erworben, die ihnen in Italien und auswärts zu Theil geworden ist; übrigens verdienen sie nur ein bedingtes Lob und lassen ihren Verfasser immerhin noch tief unter vielen deutschen und französischen Tragikern. Es ist keine Schande, von einem Schiller oder Göthe übertroffen zu werden; immer aber gehört Manzoni wenn nicht zu den größten, doch zu den großen Geistern.

Nach Manzoni haben noch Andere in der romantischen Tragödie sich versucht, unter ihnen der Cremonese Tebaldi Fores und Professor de Christoforis aus Mailand. Beide aber scheinen den Ruhm und das Gedeihen der Schule, der sie anhingen, eben nicht gefördert, sondern vielmehr ihre ganze Partei in Miskredit gebracht zu haben; sie blieben weit unter Manzoni. Christoforis wollte in seiner Tragödie (Sergianni Caracciolo) jene Mischung des Komischen und Tragischen einführen, wie man sie bei Shakspeare findet: es läßt sich aber leicht errathen, welchen Erfolg diese Neuerung in Italien gehabt hat. Unser Urtheil ist unbefangen und unparteiisch und wir hoffen, dieß unsern Lesern sowohl in diesem als in jedem andern Punkte darzuthun. Wir sind mit dem berühmten Manzoni einverstanden, wenn er behauptet, daß Italien nur dann, wenn es das Gesetz der sogenannten klassischen Einheiten aufgibt, die Zahl seiner guten Tragödien vermehren werde; allein wir sind auch der Meinung, daß bis jetzt weder er, noch seine Nachfolger ein Werk hervorgebracht haben, das den von ihnen befolgten Grundsätzen wahrhaft Ehre gemacht hätte. Ein Gleiches müssen wir auch von den Klassizisten behaupten; weil außer Monti, Foscole und della Valle (mehr bekannt unter dem Namen des Herzogs von Ventignano) die Andern Nichts, was Italiens würdig wäre, geleistet haben. Man darf übrigens hoffen, daß die italienische Tragödie einer großen Zukunft entgegensieht, da die Zahl der Erzeugnisse aus diesem Fach in den letzten Jahren bis ins Unglaubliche zugenommen hat und von einer Nation, wie die italienische, wenn sie sich mit Eifer eines Gegenstandes bemächtigt, nur günstige Resultate zu erwarten sind. Unter seine Romantiker zählt seit einigen Jahren Italien auch den Dichter Tommaso Grossi, den Verfasser der Lommbardi alla prima crociata: des größten Werkes, das die romantische Schule bis jetzt in Italien besitzt. Grossi trat zuerst mit einigen Poesien in der mailändischen Mundart auf, worin er seinem berühmten Freunde Carlo Porta nacheiferte. Nach dessen Tode ward Grossi diesem Dialekt untreu, und versuchte sich in der gmeinsamen Sprache Italiens. Er begann mit der Novelle l’Ildegonda und schritt sodann zu dem Plan eines langen Gedichtes in fünfzehn Gesängen, worin er den ersten Kreuzzug zu schildern versucht. L’Ildegonda ist voll des glühendsten Affektes, in einem verständlichen, leichten und gefällig nachlässigen Stile geschrieben.

(Schluß folgt.)


Zustand der Eingebornen in Südafrica.

(Vorerst unberücksichtigt.)

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