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ottava rima. Leoni’s Uebersetzung scheint uns dem Genius Homers sich am Meisten zu nähern, und wäre nicht die von Monti da, so würde unstreitig sie den ersten Rang behaupten. Mancini hat den Vers nicht besonders in seiner Gewalt, so daß er oft einem Reime nachläuft und seinen Text dabei aus dem Gesichte verliert. Fiocchi, der wenig Reichthum und Auswahl im poetischen Ausdruck besitzt, liest sich dennoch besser als Mancini; er hat nicht allein die Iliade, sondern auch die Odysse und die Fortsetzung des Quintus Kalaber übertragen. Auch der vor einigen Jahren in Mailand verstorbene Luigi Rossi hatte in letzterer Zeit diesen Fortsetzer Homers übersetzt; allein seine Uebersetzung in ungereimten Versen zeigt, daß der Verfasser zwar ein weiser und gelehrter Mann, aber kein Dichter war. Wie Homer, so hatte auch Pindar in unsern Tagen in Italien seine Uebersetzer gefunden. Adimari hat eine schätzbare Uebersetzung geliefert. Mezzanotte übertrug ihn einmal in wörtlicher Prosa und dann in Versen, ungefähr wie Cesarotti Homer übertragen hatte. Allein die italienische Sprache paßt nicht, wie die lateinische, zu wörtlichen Uebersetzungen aus dem Griechischen, und so wurde die prosaische Ausgabe Mezzanotte’s in vielen Stellen dunkel und läßt von der großartigen Erhabenheit des Textes Viel verloren gehen. Seine poetische Uebersetzung entfernt sich dagegen zu sehr vom Texte und verwäscht in langen Umschreibungen Pindars Kraftgedanken. Mezzanotte kann nichts destoweniger zu dem allgemeinen Verständnisse dieses großen Lyrikers in Italien sehr Viel beitragen, da er seine Uebersetzung mit einer Fülle von gelehrten Noten versehen hat. Als Uebersetzer Pindars an sich betrachtet ist er jedoch bereits von dem Kanonikus Borghi in Florenz übertroffen worden. Statt der Noten schickte Borghi jeder Ode unter dem Titel Argomento eine lange theils ästhetische, theils exegetische Abhandlung voraus. Ein anderer Toskaner, Lucchesini, machte sich gleichfalls an dieses schwierige Unternehmen, und mag vielleicht an Wohlklang des Verses Borghi übertreffen. Auch von dem Abbate Antonio Bianchi in Brescia, der bereits mehrere Gesänge Pindars in italienische Oden übertragen hat, dürfte mit Nächstem auf diese Art der ganze Pindar erscheinen. Mag Bianchi in Hinsicht des poetischen Talents und der Meisterschaft über die glänzende Dichtersprache, die uns in jeder Stelle Pindars entgegentritt, mit Borghi sich nicht messen, so versprechen doch seine gründliche Kenntniß des Textes und sein unermüdlicher Fleiß Italien ein sehr tüchtiges Werk. Es wäre nur zu wünschen, daß er seiner Uebersetzung den Text vordrucken ließe und ihn mit Noten begleitete; denn als Philolog könnte er hierin noch mehr leisten als Mezzanotte. Schließlich erwähnen wir noch Giovanni Costa’s, der nach Sudorio’s Vorgang Pindar in lateinischen Versen übersetzte. Costa ist unstreitig getreuer und bewahrt den hohen Schwung der Pindarischen Dichtung besser. Zwischen Pindar und Horaz ist eine unendliche Verschiedenheit des Stils, und wenn der Uebersetzer Pindars, wie Sudorio gethan hat, zusehr den lateinischen Lyriker nachzuahmen sucht, so muß er nothwendig die Grundzüge des Griechen verwischen. Costa, der aus den Klassikern vom Zeitalter Augusts eine gute Latinität geschöpft hat, suchte ein treues Abbild der Pindarischen Erhabenheit wieder zugeben. Seine Uebersetzung ist von kurzen, brauchbaren Noten begleitet. Vorausgeschickt sind ihr einige Abhandlungen oder Argomenti, denen vielleicht die schon erwähnten Borghischen ihren Ursprung verdanken.

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