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nicht in Vergleich mit der von Annibal Caro, ob sie gleich im Ganzen getreuer und ausgearbeiteter ist; in seinen Georgica und Eklogen aber hat er alle früheren Uebersetzer unstreitig übertroffen und Italien ein schätzbares Werk geliefert. Noch andere neuere Uebersetzer, welche hinter Arici zurückgeblieben, übergehen wir; da wir nur die letzten Resultate der italienischen Literatur geben wollen. Deshalb nennen wir auch von den vielen in diesen Jahren in Italien erschienenen Uebersetzungen des Horaz bloß die des Marchese Gargallo, der nach dem einstimmigen Urtheil nicht nur der Gelehrten, sondern der ganzen Nation alle seine Vorgänger bei Weitem übertroffen hat; und wir behaupten, daß die Uebersetzung des Marchese Gargallo eine der gelungensten ist, die man in der gesammten europäischen Literatur aufweisen kann, sowohl an sich, als wegen der Noten, wovon diese nützliche Schrift zum Behuf der studirenden Jugend begleitet ist. Auch Catull, Tibull und Properz wurden in unsern Tagen übersetzt, aber weder von einem Arici noch einem Gargallo; und die Pharsalia des Lukanus fand in dem Grafen Cassi einen nicht unwürdigen Uebersetzer.

In demselben Maße, in welchem der Romantizismus in Italien des Geschmacks der Nation sich bemächtigt, nehmen auch die guten Uebersetzungen der englischen und deutschen Dichter zu. Leoni hat Shakspeare, Papi Milton, und Pompeo Ferrari schon vor mehreren Jahren die Trauerspiele Friedrich Schillers in italienischer Prosa übertragen. Ein Toskaner, dessen Namen mir im Augenblick nicht beifällt, übersetzte die Sappho des Wieners Grillpartzer in Versen. Vor allen Uebersetzern aus dem Deutschen aber steht Carlo Andrea Maffei oben an. Schon als zarter Jüngling, als er noch in Pavia die Rechte studirte, übertrug er Geßner’s Idyllen in terza rima. Dieses Werkchen wurde im Verlauf weniger Jahre zu wiederholten Malen aufgelegt, und wird als eines der lieblichsten poetischen Producte unsrer Zeit betrachtet. Die Uebersetzung hat nur einen Fehler, dieser aber ist von der Art, daß sich mancher andere Uebersetzer dessen rühmen würde, – die Phantasie Maffei’s sträubt sich gegen die Schranken, in welche sie die Pflicht eines bloßen Uebersetzers einzwängte. Nach dieser ersten minder schwierigen Arbeit setzte sich Carlo Maffei eine größere Aufgabe, die Uebersetzung der Messiade: der Gegenstand der höchsten Erwartung von ganz Italien, die besonders durch einige Probstücke, die in öffentlichen Blättern erschienen, geweckt wurde. Indessen fährt er auch mit der schon früher begonnenen Uebersetzung einiger Trauerspiele Schillers fort. Er hat kürzlich die Braut von Messina vollendet und schon hören wir, daß er auch an Maria Stuart arbeitet. Der Braut von Messina ist eine Abhandlung Francesco Ambrosoli’s vorangeschickt, worin derselbe sich nicht bloß über die Werke Schillers, sondern über das ganze deutsche Theater in Vergleich mit dem italienischen, französischen und griechischen verbreitet. Und so weihen denn diese beiden Jünglinge, die weder für die Klassizisten, noch für die Romantiker Partei nehmen, ihre Studien einem viel nützlicheren Zwecke, als so viele Andere, die sich in Italien mit eiteln und nutzlosen Untersuchungen beschäftigen.

Wir schließen unsere Notiz über die poetischen Uebertragungen mit der Bemerkung, daß auch die biblischen Poesien in unsern Tagen in Talien übersetzt worden sind. Schon der berühmte Diodati hat in seiner ausgezeichneten Uebersetzung der Psalmen, die er in trefflichen Oden wieder gegeben hat, ein schönes Musterbild für diese Gattung hinterlassen; und in den letzten Jahren haben Leoni und noch mehr Professor Elario Cesarotti gezeigt, wie die italienische Sprache, wenn man sie nur recht versteht und in der Gewalt hat, die Schönheiten dieser alten religiösen Dichtungen mit dem besten Erfolge wiedergeben kann.



Alter des Buddha-cultus.

(Vorerst unberücksichtigt.)

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