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aufgekauft werden? Longhi hat in Mailand eine Schule gegründet, die der Kunst, wozu er sich bekennt, große Ehre bringt.

Viele Umstände treffen in Italien zusammen, um hier, wie anderswo, die Künste der Rede zu hemmen; aber dieses Land hat solchen Reichthum für bildende Kunst, daß die Italiener, wenn sie nicht allen Eifer für das Studium verlieren, immer die ehrenvollste Stelle unter den Künstlern der Welt einnehmen können; und dieser Reichthum mehrt sich von Tag zu Tag durch die Nachgrabungen, welche auf allen Punkten ihres klassischen Bodens angestellt werden. So gräbt man (Pompeji und andere bereits bekannte Orte nicht zu erwähnen) in Brescia gegenwärtig einen alten Tempel von den schönsten architektonischen Verhältnissen auf, der die schätzbaresten Kunstgegenstände liefert. Es ist noch nicht lange her, daß man eine Bildsäule von Bronze auffand, welche die Fama vorstellt und mehr denn Menschengröße hat. Sie ist von ausnehmender Schönheit und übertrifft vielleicht alle, die wir aus dem Alterthum besitzen.[1]

Unter den schönen Künsten dürfen wir die Musik nicht unerwähnt lassen, und behaupten, daß sie in Italien ihre höchste Blüthe und Ausbildung erreicht hat. Rossini ist weltberühmt, und die volle Würdigung seiner Licht- und Schattenseiten muß einem andern Jahrhundert vorbehalten bleiben. Morlacchi, Mercadante, Pacini und Bellini sind alle noch lebende Künstler und verdienen alles Lob. Man darf sagen, daß in Italien die Musik beinah in jeder Familie zu Hause ist. Außerdem fehlt es auch nicht an guten neueren Werken über die wahren Grundsätze der Musik, unter welchen das Dizionario des Doctor Lichtenthal das vorzüglichste ist; es ist aber insgemein anzunehmen, daß die Journalisten, welche sich das Recht anmaßen, über die Producte unsrer Meister abzuurtheilen, in der Kunst, worüber sie räsonniren, selbst nicht genug bewandert sind. Die theoretischen Kenntnisse scheinen uns in Frankreich, Deutschland und England allgemeiner verbreitet zu seyn; allein es offenbart sich bei unsrer gesammten Jugend ein eifriges Kunststreben; und in unserem Jahrhunderte geht es nicht mehr an, daß die praktische Ausübung in irgend einem Zweige der Kunst von der theoretischen Kenntniß getrennt bleibe.

  1. S. die Notiz über die neuen Aufgrabungen in Brescia, Tübinger Kunstblatt, 1827, Novb.


Ueber die neuesten Ereignisse in Columbien.

(Derzeit unberücksichtigt)

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