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Das Ausland. 1,2.1828

von kaum 15–20 Quadrat-Yards;[1] zeigten sich größere Stücke, so war ihr Rand wieder mit kleinern umgeben, die durch den Druck in tausend Splitter sprangen und bei jeder Bewegung vorwärts große, scharfeckige Massen uns entgegenthürmten. Wir hätten keinen Grund gehabt, einen solchen Weg weiter zu verfolgen, wenn wir nicht geglaubt hätten, gewiß seyn zu dürfen, daß jenseits größere Eisflöße und Eisfelder sich befinden müßten, von welchen wir nicht mehr weit entfernt seyn könnten. In dieser Hinsicht betrachtete ich unsre östliche Richtung als vortheilhaft, vorausgesetzt, daß nordwärts in diesem Meridian eine Unterbrechung des Eises weniger zu befürchten war als westwärts, wo fern vom Lande jeder Südwind einen Eisbruch herbeiführen mußte. Ein anderer, sehr wichtiger Vortheil schien mir der zu seyn, daß, da Spitzbergen dem Eise gegenüber lag, wir annehmen konnten, daß letzteres nicht in so großer Menge und so ungestüm südwärts treiben würde als westwärts.

„Aus diesen Gründen wünschte ich wenigstens einen Versuch zu machen, und da die Offiziere mit mir derselben Meinung waren, so setzten wir am 27 früh Morgens die Bote aus, entschlossen, uns eine Strecke weit von dem Schiffe zu entfernen. Allein das Eis war so ungleichmäßig, daß wir selbst mit noch mehr Mannschaft offenbar in einem Tag nicht mehr als eine (englische) Meile zurücklegen und überdies die Bote leicht durch ihr Anstoßen an die eckigen Eismassen eine bedeutende Beschädigung erleiden konnten. Unter diesen Umständen war es jedem von uns nur zu klar, daß es höchst unklug seyn würde, auf der Fortsetzung der Fahrt zu bestehen, da, wenn nach all dem das Eis auch schon in einer Woche so wegtreiben sollte, daß es uns möglich würde, der festen Eisfläche auf einige Meilen näher zu kommen, wir durch längeres Zuwarten doch noch Zeit ersparten, der vielen Gefahren und nutzlosen Strapatzen und des Aufwands unsrer Mundvorräthe nicht zu gedenken. Ich ergab mich deßhalb, obgleich höchst ungern in die Nothwendigkeit und ließ unsere Sachen wieder an Bord bringen.

(Fortsetzung folgt.)

Cobbett’s Sendschreiben an den Herzog von Wellington.


(Fortsetzung.)

Aber damit ich anfange, Sie in ihr neues Geschäft einzuführen; erlauben Sie mir, daß ich mich – um diesen Zweck zu erreichen – des kürzesten und geradesten Weges bediene, Ihnen einige ganz einfache Fragen vorzulegen:

1) Wissen Sie, daß die Summen, welche jährlich für die Zinsen unserer Schuld und den Tilgungsfond derselben gezahlt werden, daß diese Summen allein sich höher belaufen, als die gesammte Masse alles Einkommens (rental) im Königreiche, und zwar nach dem Maßstabe vom Jahr 1804, wo dieses Einkommen sich mindestens um ein Drittheil höher belief, als jetzt?

2) Wissen Sie, daß wenn alles wirkliche Eigenthum, alle Ländereien, Häuser, Bäume, Bergwerke, Kanäle, Fischereien, Straßen und Brücken in einer öffentlichen Versteigerung verkauft würden, die Summe, welche dafür bezahlt werden würde (vorausgesetzt, daß sie im Verhältniß zu dem Ertrage wäre, nicht hinreicht, die Schuld zu bezahlen, sondern daß noch zweihundert Millionen Pfund Sterling wenigstens fehlten, welche man den Inhabern der Fonds schuldig bliebe.

3) Wissen Sie, daß die Nationalschuld von dem Tage, wo der Friede geschlossen wurde, bis jetzt, statt abzunehmen, sich beständig vermehrt hat, während doch alle Ländereien, Häuser, und anderes reelles Eigenthum bereits den Fondsinhabern zu weit höherem Belauf, als ihr Werth beträgt, verpfändet sind?

4) Haben Sie je zuvor von einem Lande gehört, dessen Gesetzgeber die Frage aufwarfen, und in Berathung zogen, wie man verfahren müsse, um einen Theil des Volkes aus dem Lande zu schaffen?

5) Haben Sie je zuvor von einem Lande gehört, das solche Schaaren von Armen aussendet, daß andere Nationen gezwungen sind, eine Art von Quarantäne-Gesetzen gegen sie zu erlassen, wie jetzt in Nordamerika der Fall ist, wo die Hafenbeamten den Befehl erhalten haben, diejenigen zur Verantwortung zu ziehen und zu strafen, welche englische Arme überführen?

6) Was Ireland anbetrifft, so scheint es allgemein zugestanden, daß das Elend dieses unglücklichen Volkes alle Grenzen der Vorstellung überschreite; aber wissen Sie wohl, daß auch in England, im Vaterlande des „Roastbeef,“ nur Brod oder Kartoffeln die gewöhnliche Nahrung der arbeitenden Classe ist?

7) Wissen Sie, daß die Diebstähle in England jährlich in solchem Maße zunehmen[2], daß jeder Mann von gesundem Menschenverstande einsehen muß, wie ohne eine schnelle Veränderung in wenigen Jahren nicht die geringste Sicherheit für daß Eigenthum seyn kann?

8) Wissen Sie, daß Kinder bereits anfangen zu stehlen, und zwar in solcher Menge, daß die Friedensrichter eine Vermehrung ihrer Macht und Dispensation von dem Geschwornen-Gerichte haben verlangen müssen, um diesem Unwesen zu steuern?

9) Wissen Sie, daß, ungeachtet der schweren Armensteuer (poor rates), die Armen in einer solchen Lage sind, daß sie in zahlreichen Fällen wirklich in das Gefängniß zu kommen suchen, um ihre Lage zu verbessern?[3]

  1. 1 Quadrat-Yard = 9 Quadratfuß.
  2. Während der letzten sechzehn Jahre sind nach amtlichen Angaben die Straffälle in England und Wales von 3,158 d. J. auf 11,095 gestiegen
  3. Sir E. Wilmot, ein ausgezeichneter Rechtsgelehrter, erklärte öffentlich, daß er die Verbesserung der Gefängnisse als eine der Hauptursachen der Vermehrung der Verbrechen betrachte; da neun Zehntheile ihrer Bewohner in denselben einer sicherern und bessern Nahrung genießen, als in ihrem eigenen Hause.
Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_380.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)