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Das Ausland. 1,2.1828


glich dann der ödesten Wüste; der Mangel zwang sie daher in ihre Heimath zurück. Wenn jedoch die Reiterei in Bezug auf den Unterhalt ihrer Pferde größtentheils auf das Land angewiesen war, wo sich eben der Kriegsschauplatz befand, so zeigte sich dagegen in den Verpflegungsanstalten für die Mannschaft, die freilich fast immer auf Privatrechnung kamen, nicht selten der größte Luxus. Pferde, Kameele und Büffel folgten mit Kriegsbedarf, Lebensmitteln und Schätzen beladen. Für zwanzig Janitscharen trug ein Kameel die Zelte, Kochkessel, Kaffeekannen und Wasserschläuche; zehn Janitscharen hatten ein Packpferd, fünf Spahi desgleichen, und jeder Tatar durfte so viele Pferde halten, als er nur mochte; aber drei bis vier waren bei jedem die gewöhnliche Zahl. In dieser schwerfälligen Verfassung legten die Türken ihre Märsche, nach Bequemlichkeit, in einzelnen Haufen zurück, wenn nicht die Nähe der Feinde sie zur geschlossenen Ordnung zwang. In diesem Fall marschirten sie unter dem Schutz eines sehr großen Vortrabes, und wollten sie eilen, so nahm die Reiterei einen Theil des Fußvolks auf die Krupe der Pferde.

Die Lagerplätze wählten sie immer an Flüssen, weil Reiterei und Troß ausgedehnte Tränkplätze bedurften. Im Gefühl ihrer Macht sicherten sie bis zur Zeit Montecuculi’s niemals durch Befestigung ihre Lager. Seitdem aber die deutschen Heere sie allenthalben drängten, seitdem der Halbmond nicht mehr auf Ofen’s Wällen prangte, umgaben sie im Jahr 1687 ihr Lager zwischen Mohacs und Epegg zum erstenmale mit Gräben, Wällen und Pallisaden. Auch ihre festen Plätze zeigten Geringschätzung der Kunst. Ein Graben, ein Wall mit kurzen Gesichtslinien, umgab Häuser von Holz in engen Gassen. In der Besatzung lag das unüberwindliche Bollwerk, und die Nothwendigkeit eines Ersatzes, welcher dem Belagerer immerwährenden Abbruch that, war und blieb bei ihnen eine Regel des Kriegs.

Am Tage der Schlacht entwickelten sie die einfachsten Grundzüge der Kriegskunst. Sie suchten die Ebenen zum Wahlplatz, um ihrer zahllosen Reiterei die Entscheidung des Treffens zu erleichtern. Sie hielten das Fußvolk zurückgezogen in der Mitte, schoben die Reiterei auf beiden Flügeln vor, um die Stellung ihres Gegners zu umklammern, und hatten angemessene Haufen in Bereitschaft, um jede Blöße, die sich ihnen darbot, kräftig zu benützen. Zahl, Muth, Standhaftigkeit und eine überraschende Schnelligkeit waren auf ihrer Seite, und also der Erfolg fast immer gewiß.

(Fortsetzung folgt.)

Des Bischof Heber’s Reisen durch das nördliche Indien.


(Fortsetzung.)

„In dem Palaste zur Iyepur zeigte man uns fünf oder sechs Elephanten, die man zum Kampfe aufreizte. Jeder war in einem kleinen, gepflasterten, mit einer spärlichen, sehr schmutzigen Streu versehenen Hofe besonders abgeschlossen. Sie waren durch künstliche Reizmittel in einen Zustand von Raserei versetzt, und zeigten durch das Feuer ihrer Augen, den aufgesperrten Rachen und die beständige Bewegung der Rüssel ihre fieberhafte Ungeduld. Ihre Wärter durften sich denselben nur mit größter Vorsicht nahen. Sobald sie einen Tritt hörten, fuhren sie, so weit ihre Ketten reichten, herum, und schlugen furchtbar mit ihren Rüsseln um sich.“

„Als ich in dem Palaste von Iyepur vorgestellt wurde, traten einige Tänzerinnen ein, und zeigten ihre Kunst. Hierauf wurden mir einige ganz gewöhnliche Shawls, ein Turban, ein Halsband u. s. w. überreicht, die ich nebst zwei Pferden und einem Elephanten als Geschenke annehmen sollte. Ich sah den Obristen Raper etwas verlegen an; dieser aber beruhigte mich mit der Bemerkung, daß durch diese Geschenke ich nicht reicher und die Geber nicht ärmer würden. Ich drückte nun dem Mukhtar auf so gut hindustanisch, als ich konnte, meinen Dank dafür aus. Man wünschte sich von Seiten der Reisenden und des Hofes Iyepur gegenseitig Gesundheit und Wohlergehen, und empfahl sich fernerer Freundschaft. Wir umarmten noch ein Mal die Minister, verabschiedeten uns, bestiegen die Elephanten und kehrten nach dem Hause des Residenten zurück, wobei die geschenkten Thiere in Prozession vor uns herzogen. Es zeigte sich nun, daß der Elephant lahm, und so böse war, daß sich niemand ihm zu nahen wagte. Eines der Pferde war dem Aussehen nach ein sehr hübscher Rappe, aber, wie sich fand, ebenfalls lahm, während das andere ein jammervoller Klepper war, der zum mindesten seine dreißig Jahre zählte. Obrist Raper bemerkte jedoch, daß der Werth dieser Thiere für die Gebühren, die man den Hofbedienten zu zahlen pflege und welche die Compagnie für mich entrichten werde, mehr als hinreichend sey. Wirklich wissen auch die Häuptlinge der Eingebornen recht gut, daß Geschenke von großem Werth in solchen Fällen nur weggeworfen wären. Sie machen bei einer solchen Veranlassung jedesmal in den „Acbars“ (ihren Zeitungen) bekannt, daß die und die ausgezeichnete Person dem Hofe von Iyepur ihre Huldigungen darbrachte, und daß dieser sein Wohlgefallen über die Ankunft der Fremden durch ein Geschenk von einem Elephanten, zwei stattlichen Pferden und mehreren kostbaren Kleidungsstücken an Tag zu legen geruhte; dann wird die Freigebigkeit des Hofes gerühmt, und vor allem seinen Unterthanen und Nachbarn angedeutet, in wie gutem Vernehmen er mit der brittischen Regierung stünde. Alles dieses sucht man aber natürlich möglichst wohlfeilen Kaufs zu erhalten.“ –

„Die Rajas von Iyepur waren lange Zeit die reichsten und mächtigsten von allen Raiputstaaten, und ihr Gebiet ist (ungeachtet es durch die Mahratteneroberungen sehr zusammenschmolz) noch immer das größte unter jenen Staaten; ihre jährlichen Einkünfte werden gewöhnlich auf eine Crore Rupien (nach dem gegenwärtigen Curs etwas weniger als eine Million Pf. Sterling) berechnet.“ –

In der alten Hauptstadt Umir besuchte der Bischof unter anderem auch den Tempel. „Ich trat,“ bemerkt er, „durch einen niedern, finstern Bogengang in einen


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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_404.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2023)