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Das Ausland. 1,2.1828

Meilen weit über einen abschüssigen Plan von 42 Grad, eine steile Richtung, in welcher Humboldt ein Weiterkommen nicht für möglich hielt. Mit der sorgfältigsten Genauigkeit haben, wie er mich versicherte, Major Hodghon, Hr. Frazer und er selbst die Höhe der Berge ermittelt.“ –

(Fortsetzung folgt.)

Der Türkenkrieg.


(Fortsetzung.)

In den Kriegen des achtzehnten Jahrhunderts[1] was sieht man? Daß die Türken nicht immer im Felde geschlagen werden, daß sie auch ihre Gegner besiegen und feste Plätze rühmlich vertheidigen. Und was nicht zu übersehen ist, wir urtheilen nicht zugleich auch nach türkischen Berichten, weil es keine gibt, oder weil sie wenigstens uns nicht bekannt werden. Ein Volk ohne Geschichte ist aller Rechtfertigung beraubt; daß aber die Türken im Stande wären, ihre Kriege zu beschreiben, beweist die Geschichte der Feldzuüge in Bosnien 1737, 38, 39 von Kadi Omer Effendi, übersetzt von Dubsky, ein Werk, das, abgesehen von der bilderreichen Sprache des Orients, das Gesetz der historischen Treue beobachtet.

Die ausgezeichnete Vertheidigung fester Plätze ist ein Vorzug türkischer Heere, mit dem sie in’s Gleichgewicht treten gegen die Ueberlegenheit europäischer Heere am Tage der Schlacht.

Der Türke vertheidigt in dem Platze, in welchem er eingeschlossen ist, nicht den ihm anvertrauten Posten allein; er kämpft hartnäckig für sein Eigenthum, für Wehrlose, für Weiber und Kinder. Ihm ist jeder Ort fest genug, sobald dieser nur ein Pfand seines Vermögens oder seiner Neigung bewahrt. In christlichen Staaten sucht der Bürger den Befestigungsentwurf seines Wohnorts abzulehnen; von Seiten der Pforte bedarf es keiner Anstalt, Festen zu

  1. Es sind deren fünf:
    1) 1711 russisch-türkischer Krieg. Peter I wäre fast in Gefangenschaft gerathen.
    2) 1716–17 österreichisch-türkischer Krieg. Eugen’s Siege bei Peterwardein (5 Aug. 1716) und bei Belgrad (16 Aug. 1717). Einnahme von Belgrad
    3) 1736–39 Oesterreicher und Russen gegen die Türken
         1736 Marschall Münich erstürmt die Linien von Perekop (31 Mai). Die Russen (16 Jun.) in Koslov, (28 Jun.) in der Residenz der Krym’schen Chane, Bachtschi-Sarai. Kinburn, Azof fiel (1 Jul.).
         1737 Otschakow erobert. Oesterreichs Fahnen flieht das Glück in Servien. Die Türken räumen Nissa, aber schlagen die Oesterreicher (28 Sept.) am Ausfluß des Timok und besetzen Nissa wieder (18 Oct.). Dadurch geht für Oesterreich Servien, und durch die Niederlage bei Banialuka (4 Aug.) Bosnien verloren.
         1738. Die Türken erobern (Ende März) Mehadia, verlieren es wieder nach dem Sieg des Herzogs von Lothringen bei Cornia (4 Jul.); Münich siegt 11 und 19 Jul. bei Kodima und Sofran; er geht 1 Sept. über den Bog zurück.
         1739. Münich geht (30 Jul.) bei Sinkozcze über den Dniester, dringt durch die berüchtigten Pässe bei Tschernauka (Perekop), siegt bei Stavcsany (28 Aug.) und nimmt (31 Aug.) Chotym. Die Türken schlagen (23 Jul.) die Oesterreicher bei Groczka, belagern Belgrad. Friede geschlossen im Lager des Großveziers (1 Sept.)
    4) 1769–1774 russisch-türkischer Krieg.
         1769. Gallizin erobert (30 Apr.) die Linien von Chotym, geht aber über den Dniester zurück (14 Jul.); Sieg bei Baskifcze (12 Aug.). Rückzug bei Okopi über den Dniester. Der Großvezier Moldavangi setzt den Russen über den Fluß nach, reißende Fluthen zerstören die Brücke, er wird bei Chotym geschlagen; die Russen besetzen Chotym, Jassy, Bukarest.
         1770 weichen die Russen bis unter die Wälle von Chotym zurück. Romanzof schlägt (Ende Jun.) die Türken am Ausfluß des Kalmazuibachs in den Pruth, gegenüber von Husch, und bald darauf am Largafluß bei dem Dorfe Kotupaikuli, vertreibt (1 Aug.) mit 25,000 Mann 150,000 Türken aus ihrem verschanzten Lager an der Mündung des Kagul zwischen Waidu und Bulboka. Bender und Brailow genommen, Moldau und Wallachei besetzt.
         1771. Giurgevo (7 März) genommen; geräth durch einen kühnen Ueberfall bald wieder in türkische Gewalt. Spätere Gefechte unbedeutend. Unternehmungsgeist, Gewandtheit und Plan diesmal auf Seiten der Türken. Fürst Olgoruczky indeß nimmt (14 Jun.) die Linien von Perekov und erobert mit Kaffa die Krym.
         1772. Friedensunterhandlungen zu Fokschan und Bukarest ohne Erfolg.
         1773. Romanzof (24 Jun.) geht über die Donau bei Brailow; sein Versuch auf Silistria mißlingt. Die Russen müssen ihren Rückzug durch einen Engweg bei Kainardgi mit großem Verlust erkaufen (1 Jul.); sie setzen (Mitte Oct.) wieder über die Donau, schlagen die Türken, bemächtigen sich Bazardsjiks und rücken vor Varna. Hier werden sie geschlagen und kehren über den Strom zurück.
         1774 (17 Jun.) Romanzof geht über die Donau bei Totorkan – glückliche Gefechte bei Schumla; Friede von Kainardgi (21 Jul.).
    5) 1787–1792. Oesterreichisch-russischer Krieg gegen die Türken.
         1787. Vortheile der Russen vor Kinburn.
         1788. Oczakow vom 9 Jul. bis 17 Dec. belagert, erobert. Oesterreich tritt auf. Sabacz (23 Apr.) Dubitza (26 Aug.), Novi (3 Okt.) fallen in Laudons Hände; Prinz Koburg erobert (19 Sept.) gemeinschaftlich mit den Russen Chotym. Häufige Gefechte in der Moldau, Wallachei und Kroatien, wo die Türken nicht selten die Oberhand behielten; sie siegen (7 Aug.) im Thale von Mehadia; ebendaselbst siegt 1789 Clerfayt (28 Aug.), Galacz (1 May). Berbir (9 Jul.), Bender (15 Nov.) erobert. Neuorsowa hält sich.
         Niederlage der Türken bei Fokschan (31 Jul.) und bei Martinestie (22 Sept.) gegen Koburg und Suwarow.
         
         1790 (16 Apr.) ergibt sich Neuorsowa; Giurgevo wird umsonst angegriffen. Die Oesterreicher besiegen die Türken bei Calefat, im Angesichte Widdins (25 Jun.) und erobern (20 Jul.) Czettin an Croatiens Grenze. Congreß zu Reichenbach, Waffenstillstand zwischen der Pforte und Oesterreich, worauf am 4 Aug. des folgenden Jahres der Friede von Szistov folgt.
         Die Russen schlagen die Türken am Kuban, nehmen Kilianowa und 22 Dec. erstürmt Suwarow Ismaël.
         1791. Siegreiche Gefechte der Russen bei Matschin, bei Babatag; die Schlacht bei Matschin (10 Jul.) gewinnen sie mit 27,000 Mann gegen 100,000. Anapa am schwarzen Meere erstürmt. Friede von Jassy 9 Jan. 1792.
Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_413.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)