Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 008.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Wiederherstellung des Erzstifts, die Förderung des unterbrochenen Werkes vorzubereiten.

Dies gelang auch vollständig, nachdem bald daraus (847) Bischof Leuderich gestorben war. Die Mainzer Kirchen-Versammlung übertrug das Bisthum Bremen dem frommen Auschar, und fortan blieben beide Stifter Hamburg und Bremen als ein Erzbisthum vereinigt.

Durch Anschar’s thätige Fürsorge wurde das verödete Hamburg schnell wieder aufgebaut; Burg, Dom, Kloster und Schule erhoben sich schöner aus den Trümmern; eben so bald sah man rings umher eine Stadt voll fleißiger Bürger wieder erstehen; und ein günstiger Vertrag mit dem Dänenkönige Erik dem Jüngeren sicherte für viele Jahre sowohl eine ungestörte Ausbreitung des Christenthums, als ein rasches Aufblühen des innern Verkehrs der verjüngten Stadt Hamburg.

So wirkte der fromme Anschar weiter bis an sein Lebensende, und erfüllte seinen Beruf im allerweitesten Umfange. Er starb in Bremen, 64 Jahre alt, Ao. 865 an dem Tage, an welchem ein früherer Traum ihm seinen Tod vorher verkündigt hatte, – so, wie nur ein frommer gottbegeisterter Mann zu sterben vermag. Er wurde daselbst unter allgemeiner Trauer mit großer Feierlichkeit bestattet. Seinen Reliquien wurde große Verehrung gezollt, und er selbst vom Pabste Nicolaus I. heilig gesprochen, wie denn sein Todestag, der 3. Februar, in der katholischen Kirche noch heute gefeiert wird.

Der heilige Anschar war ein sehr edler und ein eben so wahrhaft großer, als wahrhaft frommer Mann. An Milde, Demuth, Mäßigkeit und Reinheit übertraf ihn Keiner. Aber unter allen feinen vielen Tugenden war die Wohlthätigkeit eine der größten, so daß sein Lebensbeschreiber und Nachfolger, der heilige Rembert, von ihm sagen konnte: er war des Blinden Auge, des Lahmen Fuß, der Wittwen und Waisen Vater.

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_008.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)