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einem erbaulichen Exempel. Täglich zu mehreren Malen betete er in den Kirchen und Kapellen, beichtete oft und verzieh von Herzen seinen Widersachern, übte auch eine große Mildigkeit gegen Arme und Kranke, wurde aber immer bleicher und schwächer.

Und in jenen Tagen hat er viel Nachdenkliches geweissagt, nämlich, daß er hieselbst bald sterben und sein Leib begraben werden würde, daß dann eine schreckliche Zerstörung und Verwüstung dem Stifte und der Stadt Hamburg bevorstehe, daß wilde Thiere in deren Trümmern hausen würden und daß auch das ganze Land, so lange sein Leib darin begraben liege, den Frieden nicht sehen würde; daß aber dereinst seine Gebeine in seine theure Heimath nach Rom versetzet, und daß alsdann durch die Fürsorge der päbstlichen Macht die Heiden und sonstigen feindlichen Widersacher Hamburgs völlig besiegt und vertrieben werden würden, worauf Wohlfahrt und Glück wieder einkehren dürfe.

Und also ist es gekommen. Der fromme Herr Benedict wurde bald so krank, daß er nicht mehr die Kirchen besuchen konnte und am 4. Juli desselben Jahres 965, da er hieher gekommen, entschlief er in dem Herrn sanft und ergeben, und ward begraben von allen Kapitels- und Ordens-Geistlichen mit ernster Pracht im Chore der Domkirche, und ward beweint von allen Frommen und von allen Armen. Man sagt, daß der Kaiser ihn grade habe aus St. Peters-Stuhl zurückrufen wollen, als sein früher Tod dazwischen getreten sei.

Darnach aber ist eine große Verheerung ins Land gekommen, erst durch die Normannen, oder wie man sie damals nannte, die Askomannen, d. h. die aischen (bösen) Männer; darnach durch die Wenden und Slaven, welche noch schrecklicher wütheten mit Feuer und Schwert und barbarischer Grausamkeit, Hamburg von Grund aus zerstörten, Geistliche

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_013.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)