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berührte, zeigte die Bitterkeit der Witzworte, die er der geistreichen Unterhaltung einmischte, den trüben, kranken Zustand des einst so klaren, frommen Gemüthes und seines Geistes zunehmende Verfinsterung, die nur zuweilen ein heiteres Saitenspiel auf Augenblicke zerstreuen durfte, während er die den gemeinen Haufen ergötzenden Gaukeleien der Mimen verabscheute.

Doch zuletzt brach wohl sein starrer Stolz, wozu nach seiner eigenen Erzählung ein wunderbares Gesichte beigetragen hat, das er erlebte. Er sah sich nämlich um Mitternacht in der Domkirche zu Hamburg in Gemeinschaft mit seinen vierzehn Vorgängern im Bisthum feierlich die Messe begehen. Erzbischof Alebrand, der die Mysterien vollzog, wandte sich nach Verlesung des Evangelii den Anwesenden zu, um deren Opfer zu empfangen, und als er an Adalbert kam, wies er mit strengem Blicke und diesen Worten dessen Gabe zurück: Du hochgeborner, vornehmer Mann kannst mit uns geringen Leuten nichts gemein haben. Worauf das Gesicht endete. Und als er mit tiefstem Schmerze der Heiden Siegesgewalt, der Christen Verfolgung und Abfall, ja selbst der Geistlichen Entartung wahrnahm, als er vergebens gegen der Laien wie der Priester Verderbtheit eiferte, da weinte Adalbert der Große heiße Thränen, die wohl theils dem Verfall der eigenen Macht, den kommenden Strafgerichten und der Gefährdung der heiligen Kirche, aber auch seinen begangenen Fehlern, die dazu mitgewirkt hatten, gegolten haben mögen.

Aus seiner Hamburgischen Diöcese, wo er geliebt und verehrt wurde, durch blutdürstige Heiden vertrieben, die das mühsame Werk so vieler heiliger Männer und eins der wichtigsten Bollwerke der Christenheit zertrümmerten, war der Abend seines Lebens düster umwölkt. Eine vom Germanischen Drudengeiste beseelte Wahrsagerin verkündete allem Volke und

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_032.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)