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Nun aber glaube ich fest, seit die Wirthschaft sammt Theelauben, Billard und Kegelbahn dort oben ihr Wesen hat, nun liegen die Hünen gebannt in ihren Gräbern, und die versunkene Pracht verlangt gar nicht mehr zu Tage. Und höchstens der seltsame Luftzug, der zuweilen auch beim heitersten Wetter gleichsam von unten die behaglich plaudernden Gäste anweht, der soll was zu bedeuten haben, nämlich wie Peter Supp meinte: „de Hün’, de dreyt sik üm und stöhnt!“


15. Das große Blutbad in Hamburg.
(1072.)

Um die Zeit, als Hamburg von den heidnischen Wenden erobert war und unter ihrer Zwingherrschaft litt, da hielt einer ihrer Fürsten aus der kaiseriichen Burg sein Hoflager, der hieß Baruth. Er war ein Feind der Christen, aber seine Frau haßte das Evangelium noch mehr, und verfolgte mit teuflischer Bosheit und Grausamkeit das Christenthums und sonderlich trieb sie ein ruchloses Gespötte über die Jungfrau Maria, die reine Mutter unsres Heilandes, von der sie nur in den lästerlichsten Ausdrücken gesprochen.

Und zur gerechten Strafe für solche Frevel hat es sich begeben, daß diese Wendische Tyrannin, nachdem sie zwei Jahre lang ihre nahe Entbindung vergebens erwartet, eine abscheuliche Mißgeburt mit zwei Köpfen, Eselsohren und Bärentatzen zur Welt gebracht hat, und während der Geburt Todes verfahren ist. Das erschreckliche Kind aber hat zu Aller Entsetzen zu reden begonnen, und, gleichsam als Leichen-Sermon für die Mutter geschrieen: meine Mutter ist todt, dem Teufel ist sie übergeben, in der Hölle begraben, der ewigen Verdammniß verfallen. Darnach ist der gräuliche Wechselbalg auch

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_040.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)