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verschieden. Und das ist gewesen am Tage vor der heiligen Weihenacht.

Und als der Wendenfürst Baruth dies wahrgenommen, ist er in unbändigen Zorn wider die Christen entbrannt, vermeinend, daß sie solch Unheil über sein Haus durch Zauberkunst hervorgebracht, und hat alsogleich mit seinen Leuten die wehrlosen Christen meuchlings überfallen und Alles, Männer und Weiber, Alte und Junge niedermetzeln, oder in so grausamer Art, wie gar nicht zu sagen, zu Tode martern lassen. Und das Blutbad, das er angerichtet, ist so furchtbar groß in und um Hamburg gewesen, daß die Wenden mit ihren Pferden in dem Blute der Christen gestrauchelt sind, und das Christenblut durch alle Gassen und Winkel in Strömen geflossen ist, mit einziger Ausnahme eines kleinen engen Weges in der Vorstadt, in der Gegend der Neuen-Burg, da, wo nachmals die St. Nicolai-Kirche ist gebaut worden, – selbiger Weg ist ohne Blut geblieben.

Wie nun die Christen also gemartert sind, siehe, da hat sich eine Stimme vom Himmel vernehmen lassen, die sprach: „Leidet getrost und fürchtet Euch nicht vor der Heiden Tyrannei, denn Eure Namen sind geschrieben in dem Buche des Lebens und die Krone des Paradieses wartet auf Euch.“ Durch diese göttliche Stimme sind alsobald viele der heidnischen Wenden in sich gegangen und haben sich zu Christum bekehret, und haben mit den noch übrigen Christen die Märtyrerkrone erwählet, denn der Wendenfürst und seine Kriegsleute ruhten nicht eher, als bis der letzte Christ Gott preisend in sein Blut gesunken war.

Und als es nun Abend geworden und die heilige Weihenacht angebrochen war, und tiefes Schweigen und Finsterniß das entsetzliche Blutbad und die zerstörte Stadt voller verstümmelter Leichen umhüllte, und die Heiden von ihrer Mordarbeit

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_041.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)