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Hamburger, da ein Winterhude gegenüber liegt, auch wohl Herbstehude nennen.

Das Kloster Frauenthal aber wurde sehr reich und angesehen, und viele Hamburger Bürgerstöchter aus den vornehmsten Familien erfüllten dort als Nonnen ihre oder ihrer Eltern fromme Gelübde. Es heißt, daß später ihre Klosterzucht nicht sonderlich erbaulich, und daß sie gegen alle Versuche des geistlichen Oberherrn, eine bessere Ordnung bei ihnen einzuführen, äußerst widerspenstig gewesen seien, worin die Hamburgischen Bürger ihnen sogar beigestanden haben sollen. Als nach der Reformation die Klostergebäude zu Herwerdeshude zerstört waren, brachte man die weltlich gewordenen Nonnen in das von Adolf IV. gestiftete Johannis-Kloster in der Stadt, aus dem man die Mönche vertrieben hatte, und legte diesem das reiche Vermögen des aufgehobenen Stiftes bei. So sind also unsere Couventualinnen im Stifte am Schützenwall die Erbinnen nicht nur der Cisterzienserinnen von Herwerdeshude, sondern auch der Ehrw. Dominicaner-Mönche von St. Johannis, und Adolf wie Heilwig sind ihre Wohlthäter. Noch zu unseren Zeiten gehörte auf dem Hamburger Berge ein ganzes Viereck von Häusern zwischen der Kirchen- und Langenstraße, dem Tarergange und dem Pinnasberge, zu den Gütern des St. Johannis-Klosters aus der Erbschaft der Nonnen im Frauenthal. Dort mag deren altes Kloster Herwerdeshude gestanden haben.

Wie hat sich dort so Vieles verändert! Der anmuthige Bach, auf dessen grüne Ufer Heilwig’s Cisterzienserinnen blickten, den wir später noch als einen nützlichen Pepermöhlenbeek, auch als alte Aue kennen, er ist als Bach längst versumpft und vertrocknet, und hat einem unlieblichen Rinnsal, dem Grenzgraben zwischen St. Pauli und Altona, Platz gemacht, welches (beiläufig gesagt) seinen Namen gewiß richtiger von

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_072.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)