Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 075.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wie’s sich nun ereignet, daß große Männer ihre Widersacher haben, so traf es sich, Gott weiß, aus welchen Ursachen, daß der Herzog von Sachsen dem Herrn Wrak abgünstig wurde. Er aber fürchtete wohl Gott, aber keinen Menschen, that Recht und scheuete Niemand. Darum focht ihn seines fürstlichen Feindes Groll auch gar nicht an. Der aber ergrimmte deshalb nur noch mehr, und schrieb ihm nach damaliger Weise einen Absagebrief, darin stand’s ehrlich und Deutsch: „Sei auf deiner Hut, zumal wenn du reisest und durch mein Land ziehest, denn ich lass’ dir aufpassen, und wenn ich dich ertappe, so muß du ohne Gnade hängen, den hänfenen Strick dazu führe ich allerwegen mit mit. Wornach sich zu achten.“ Das war keine frohe Kunde, und manchen guten Rathmann späterer Zeit hätt’s die Lustfahrten in den Sachsenwald und alles Reisen bitter verleidet, wenn solche Botschaft an ihn gelangt wäre. Aber Herr Dirk Wrak lachte darob, meinte nur, er müsse wohl ein Abwehrmittel gebrauchen, das sollte aber glimpflicher sein, als die Drohungen. Ließ also eine starke silberne Kette schmieden, etliche Ellen lang, die trug er mehrfach um Hals und Brust geschlungen, als sei’s zum Zierrath. Und schrieb darauf an den Herzog etwa so: „Ew. Durchläuchtigkeit gnädigen guten Willen habe vernommen, und vermelde dagegen zur schuldigen Danksagung in aller Devotion, daß ich allemal, wenn ich gen Lübeck zur Tagfahrt reite, zwar keinen gemeinen hänfenen Strick, sondern ein silbern Kettlein bei mir führe, daran ich Ew. Durchläuchtigkeit henken will, wo ich Derselben mächtig werde. Wornach sich zu achten.“

Ob nun der Herzog aus dieser kühnen Antwort des beherzten Mannes sich wenig Ersprießliches für seinen Handel versah, oder ob ihm dessen Großmuth, die seinen Strick mit dem Silbergeschmeide vergalt, das Herz rührete, worauf denn

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)