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schon in hellen lichten Flammen gestanden, nachdem aber die Nachbargebäude heruntergefallen, sei es durch ein Wunder Gottes dennoch vom Feuer nicht verzehret, sondern bestehen geblieben, und habe von der Zeit an das helle Haus gehießen, unter welchem Namen es noch manche Jahrhunderte lang bekannt gewesen. Und in der That gab’s noch bis 1590 ein altes Haus am Fischmarkt, weiches das Hell- oder Hehl-Haus hieß, in welchem man gefundenes herrenloses Gut zu bergen pflegte, was man damals „Hehlen“ nannte.

Als in genanntem Jahre der neue Krahn gebaut wurde, kam diese Hehl-Einrichtung in die daneben stehende Waage, in einen Raum, der „Archely-Kammer“ hieß. Andere aber sagen, dies einzig stehengebliebene helle Haus habe in der Bohnenstraße gestanden und später einem Bürger Namens Kahle zugehört.

Wieder Andere wissen Nichts von dem hellen Hause, wohl aber von einem heißen Hause. Es sei dies ein stattliches Gebäude gewesen, welches in der großen Feuersbrunst einzig unversehrt geblieben. Aber so ungeheuer sei der Brand und die Gluth gewesen, daß noch nach Jahren, als längst die Stadt rings umher wieder aufgebauet, die Mauern, Steine und Ziegel dieses alten Hauses sich gänz heiß hätten anfühlen lassen, weshalb man dasselbe nie anders als das heiße Haus genannt habe.

Die Hamburger aber, wie sie’s selbst bei den verderblichsten Feuerbrünsten noch jetzt im Brauch haben, verloren keinen Augenblick den Kopf oder den Muth, und begannen alsbald den Neubau. Anfangs wollten die Vögte der Holsteinischen Grafen, vermuthlich aus freundnachbarlicher Gesinnung, den Hamburgern kein Holz zum Bauen verkaufen oder wegführen lassen, aber als ihre Heeren, die Grafen Adolf, Johann und Albrecht, sich den Hamburgern freundwillig

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_077.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)