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Hauptsache dabei. Vielleicht war es auch eine freilich wunderliche Art der Erprobung der Neulinge, ob sie kräftig und geschickt zur Erduldung großer Körperbeschwerden seien, denn verzärtelte Muttersöhnchen konnte das Hansische Comtoir in Bergen nicht gebrauchen. Uebrigens kommen von Altersher ähnliche Spiele und Proben noch bei andern Verbrüderungen und Genossenschaften vor, z. B. die Handwerkergebräuche beim Gesellwerden der Lehrburschen, die mystischen Prüfungen der aufzunehmenden Freimaurer, die Fuchs-Commersche der Studenten, und das „Einweihen“ der Scholaren.

Aber so gut wie einem neuen Quintaner, den die Genossen übers Katheder ziehen und ihm mit einer einmaligen Tracht ehrlicher Prügel die Weihe der Verbrüderung geben, so leicht und gut wurde es den armen Hansischen Handelsburschen in Bergen nicht, denn drei gefährliche Proben hatten sie zu bestehen, ehe sie völlig aufgenommen waren. Und wer den Schaden hat, der darf für Spott nicht sorgen; ihr schmerzliches Ungemach diente den älteren Hansen, den Principalen und Gesellen, zur großen Belustigung, und eigentlich nur für diese waren ihre Proben ergötzliche „Spiele.“

Ao. 1599 besuchte König Christian IV. von Dänemark seine Stadt Bergen. Von Natur sehr munter und damals noch im Jugendalter, trieb er dort so viel Kurzweil und Ergötzung, daß noch 150 Jahre später die Einwohner voll davon waren. Auf einem Gastmahl im Hause des Statthalters Milzow wurden der König und sein Bruder Ulrich also lustig, daß sie, nach Art Deutscher Studenten, alle Fensterscheiben im Hause einwarfen und durch neue ersetzen ließen. Am 25. Juni geruhte der König, ein Festmahl der Hansischen Kaufleute in deren Hauptgebäude einzunehmen; um ihn gut zu unterhalten, wurden zu seinen Ehren nach Tische einige dieser „berühmten Spiele“ aufgeführt, wobei den armen Lehrjungen

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_247.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)