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Natur: wenn Einer ehrbar einherschreitet und stolpert plötzlich und fällt, so lachen die Umstehenden. Und diese meinten: was brauchten Jene von grader Straße abzulenken, um einen Potentaten zu sehen? es geschieht ihnen schon recht, und hatten sie wirklich so viel warme Verehrung für den Helden des Nordens, so müssen sie auch mit Vergnügen seiner Sache und dem Evangelio mit einigen 1000 [M.][1] von ihrem Mammon ein Opfer bringen können. War’s aber nicht das, so war’s eitel Neugier und Fürwitz. – Und bei diesen Leuten wurde es auch gebräuchlich, von einem fürwitzigen Menschen, der bald übel anlaufen wird, sprüchwörtlich zu sagen: „de fahrt ook hen na Spandau, um den König to sehn!“ – Und so wurde das „na Spandau fahren“ eine Hamburger Redensart, die jetzt freilich, wie ihre Entstehungsgeschichte, verschollen ist.

Es muß aber zu Ehren des großen Königs Gustav Adolf noch erzählt werden, daß die von ihm mit so unwiderstehlicher Freundlichkeit jenen Hamburgern abgeliehenen 80,000 Thaler zwar erst nach seinem Tode (denn er starb leider schon im nächsten Jahr darauf), doch bei Heller und Pfennig von der Krone Schwedens, nach dem Westphälischen Frieden, Ao. 1650, gegen Einlieferung der königlichen Schuldverschreibungen, den Gläubigern oder ihren Erben zurückgezahlt worden sind.


97. Von einem Wärwolfe.
(1632.)

Um diese Zeit lebte ein Mann in Hamburg, Hinrich Küsch, ein Brauerknecht, der wegen seiner ingrimmigen Gemüthsart und seines verteufelten Aussehens bei Niemandem wohlgelitten war; denn wen der Kerl mit seinen grünen Augen ansah, den stach es so curios, daß es ihm ordentlich wehe that in Leib


  1. Mark
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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_287.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)