Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 302.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gegners höhnisch Wesen; darum als sie am Abend des 13. März 1632 auf der Zöllenbrücke sich trafen und mit bösen Worten hart aneinander kamen, da läßt Johann sich bemeistern vom Zorn und thut, was nicht Recht ist vor Gott und Menschen, zieht in der Hitze sein Messer, und da Dannemann sich just wendet, um zu entlaufen, so stößt er es ihm durch den Rücken in die Brust, daß er hinstürzt und alsobald Todes verfährt.

Johann Körner war damals sogleich weichhaft geworden, hatte sich Nachts versteckt und war mit Thor-Oeffnung aus der Vaterstadt gegangen, um nimmer heimzukehren, wie er gedachte. Und des Dannemann’s Leiche war beschrien im öffentlichen Gassenrecht, und darnach bestattet; nach dem Mörder war geforscht, aber da er nirgends gefunden wurde, so ward allmählig die Sache vergessen. Und die in des Thäters Freundschaft, die sein plötzlich Verschwinden wohl mit dem Zwiespalt der Schwäger und der Erdolchung des Dannemann reimen mochten, schwiegen stille dazu, denn Johann war Allen lieb und werth, er war allezeit ein frommes ehrliches Blut und ein treues Herz gewesen; auch ausnehmend schön von Gestalt und lieblich von Angesicht, dem die langen blonden Haare trefflich standen, wie er sich denn auch immer gar sauber und ansehnlich in der Kleidung hielt.

Als er damals von Hamburg entwich, Hab’ und Gut verlassend und nur das Bewußtsein einer bösen That mit sich nehmend, da trieb er sich lange Zeit in der Welt umher, reiste auf seinem Handwerk durchs ganze Reich, war in mancher Stadt in Arbeit gewesen, denn er verstand seine Sache und hielt sich still und fleißig; er hätte auch oftmals dort sein Glück machen können, denn manche hübsche Meisterstochter hätte den schönen Gesellen gern zum Schatz genommen, und der Vater hätte sich gefreut, den geschickten Gehilfen zum Eidam

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_302.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)