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Ort durch die Unbilden der Zeit und mehr noch der Menschen schmucklos dalag und mit der Pracht der Oberkirche nicht in Einklang stand, so hat der jüngst verstorbene Abt Bonifaz Krug, ermuntert durch den gelehrten Abt Aloysius Tosti, getragen von einem nicht gewöhnlichen Glauben und beseelt von benediktinischem Mute und Geiste, das große Werk der Wiederherstellung der Unterkirche in Angriff genommen. Dabei war es sein Wille, daß um die Ausschmückung des Grabes des Vaters seine Söhne sich mühen sollten, und übertrug darum die Arbeit der Kunstschule der Beuroner Mönche. Seinem Geiste schwebte sogar eine heilsame Erneuerung der christlichen Kunst vor unter Führung des Benediktinerordens. Wie die gregorianischen Sangesweisen, die am besten der Majestät der kirchlichen Liturgie entsprechen, in der Verborgenheit der Benediktinerklöster uns unversehrt erhalten wurden, so hoffte er, daß vom Erzkloster Cassino eine neue Auffassung der bildenden Künste ausgehen werde, welche die unter dem falschen Titel der Kunst zugelassenen Entweihungen von den Gotteshäusern fernhalten und zugleich in der Ausführung Vorbilder zeigen würde, wie die Malerei, die Bildhauerei und die übrigen bildenden Künste zugleich mit der Musik der heiligen Liturgie eine kräftige Hilfeleistung gewähren können. Das also war der Zweck dieses herrlichen Werkes christlicher Kunst. Die Ausführung ist nicht hinter der Erwartung zurückgeblieben. Denn die nunmehr vollendete, mit kostbarem Marmor-, Gold- und Edelsteinschmuck gezierte Unterkirche erweckt nicht nur die Bewunderung der Beschauer, erhält nicht nur das Lob und die Anerkennung der gebildeten, kunstverständigen Männer, sondern zeigt auch klar, daß die neue Auffassung von der echten Kunst der Würde des katholischen Kultus in hohem Maße entspricht«.

Ein schöneres Lob für die Kunstbestrebungen der Beuroner Mönche, insbesondere eine höhere Anerkennung für den Schöpfer und Leiter der Arbeiten, P. Desiderius Lenz, kann man sich kaum denken.

Als ich früh morgens das Fenster meines Zimmers öffnete und auf die Altane hinaustrat, von der man sonst eine entzückende Aussicht

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)