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der Bischof von Rottenburg, Fürst Wilhelm von Hohenzollern, die Äbte der Kongregation, der Klerus und das katholische Volk nahmen freudigen Anteil an dem Feste und bekundeten ihre Dankbarkeit für den Segen, der von dem stillen Wirken des Klosters ausgegangen war. Vor fünfzig Jahren war ein schwaches Reislein vom Ordensstamm des heiligen Vaters Benedikt im weltvergessenen Beuron gepflanzt worden. Es hat Wurzel gefaßt, ist gewachsen und zum segenspendenden Baume geworden, der weithin seine Äste breitet. Gott schütze Beuron auch weiterhin und erhalte ihm stets den Geist seiner ersten Väter!

Was mir vor einigen Jahren noch unmöglich erschienen war, sollte nun Wirklichkeit werden. Die Generalversammlung der Katholiken Deutschlands sollte im August des Jahres 1913 in Metz stattfinden. Das große Wagnis fand allgemeinen Anklang. Das Ortskomitee bildete sich und arbeitete vorzüglich. Fürst Alois zu Löwenstein, der Präsident des Straßburger Katholikentages, wurde auch in Metz zum Präsidenten erwählt. Er entledigte sich seiner Aufgabe mit vollendetem Takt, so daß er sich die Sympathien aller erwarb. Der Zug der Arbeiter, der sich in den schönen Moselanlagen vor den Bischöfen vorbeibewegte, war stattlich und eindrucksvoll. Alles verlief aufs schönste. Bischof Faulhaber von Speyer hielt eine geistreiche Rede über die Freiheit der Kirche, die großes Aufsehen erregte. Der berühmte Kanzelredner P. Bonaventura O.P. († 12. Mai 1914) rief mit feurigen Worten die Versammlung auf zum Kreuzzug gegen die Entchristlichung des öffentlichen Lebens; es sollte sein Schwanengesang sein. Auch in der französischen Sektion ging alles nach Wunsch. Die letzte allgemeine Sitzung in der großen Festhalle war glänzend und überaus erhebend. Die ganze Veranstaltung war eine herrliche Kundgebung katholischen Lebens und wäre berufen gewesen, auch im nationalen Sinne günstig zu wirken, wenn nicht der im folgenden Jahre ausbrechende Krieg alle diese und noch viele andere Hoffnungen mit rauher Hand zerstört hätte.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_125.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)