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selber hat in den Psalmen zu seinem himmlischen Vater gefleht und ihnen dadurch die höchste Weihe verliehen. Wie muß sich also der Christ glücklich schätzen, dieselben Psalmen singen zu dürfen, die sein göttlicher Meister auf Erden gebetet hat und die unzählige Heilige dem Heiland nachgebetet haben!«

Auf der letzten Diözesansynode des Jahres 1914 sprach der Bischof mit begeisterten Worten über »die liturgische Bewegung«. Er führte aus, daß der Heilige Vater zu Rom den Priestern ein wahres Apostolat der Liturgie anvertraue. Darum soll der Priester selbst von edler Begeisterung für die Liturgie durchdrungen sein. Er soll seine Kenntnisse von dem Gottesdienst der Kirche vertiefen und das Verständnis dafür durch Wort und Beispiel fördern, um so mit­zuhelfen, die reichen Schätze zur Kenntnis zu bringen, die in der Liturgie verborgen sind. Der Priester möge schon die Kinderherzen mit Sinn und Liebe für die heiligen Meßgebräuche und den Gold­gehalt der Feste erfüllen und auch für die würdige Pflege des heiligen Gesanges besorgt sein. Dieser Gesang sei nicht eine bloß zufällige Beigabe der Liturgie, im Gegenteil schreibe ihm der heilige Vater Pius X. eine hohe Bedeutung zu. Die Teilnahme des Volkes am liturgischen Gesange befördern, heiße die Gläubigen zur aktiven Teilnahme am Gebetsleben der Kirche erziehen.

Daß Bischof Willibrord auch dem Kirchengesang in seiner Diö­zese liebevolle Aufmerksamkeit schenkte, ist bei einem Benedik­tiner leicht begreiflich. Schon bevor Pius X. sein einschneidendes Motuproprio über den Kirchengesang erscheinen ließ, gab der Metzer Bischof ins einzelne gehende Verordnungen auf der Synode von 1903. Um den liturgischen Volksgesang mehr zu verbreiten, er­wirkte er im gleichen Jahr bei der Schulbehörde, daß in den Volks­schulen während der vorgeschriebenen Gesangsstunden auch Choral­gesänge eingeübt werden durften. Im Anschluß an die Bestimmungen Pius X. setzte er am 24. September 1904 eine Kommission von 5 Mitgliedern ein, deren Aufgabe es war, die Ausführung des Motu­proprios

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)