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Feier mit einem Deutschen vereinigen, wenn er auch, wie Sie, Herr Bischof, zu der so kleinen Zahl derer gehörte, die ein Franzose grüßen kann und denen gegenüber es mich keine Überwindung kostet, meine hohe Achtung zu entbieten.Mirman.«

Dieses Schreiben rief in weiten Kreisen der Diözese tiefe Entrüstung hervor. Aus den vielen Briefen[1], die dem Bischof das bezeugten, folge hier ein Auszug in Übersetzung: »Der Brief des Herrn Mirman, den ich gestern in der Zeitung las, hat mich schmerzlich bewegt und mit Rücksicht auf die hohe Bewunderung, die Ehrfurcht und die tiefe Dankbarkeit, die ich für Sie im Herzen trage, gestatte ich mir, Euer bischöflichen Gnaden zu sagen, wie sehr ich das verurteile. Alle Gläubigen Ihrer Diözese sind voll Dankbarkeit und wissen wohl, was der Krieg uns Lothringern entrissen hätte ohne die Festigkeit, die Güte, die übernatürliche Auffassung, die Sie uns gegenüber immer bekundet haben. Unser ganzes Leben wird nicht lange genug sein, um Ihnen in Wort und Tat das zu bezeugen«.

Solche Zeichen kindlicher Ergebenheit taten dem vielgeprüften Herzen des Bischofs wohl und waren ihm ein Trost. Er konnte sich auch in die Freude und Begeisterung hineindenken, die bei den alteingesessenen Lothringern über den Wandel der Dinge herrschte. In der ruhigen, objektiven Art, mit der er den jeweiligen Verhältnissen sich anpaßte, in seinem Bestreben, als Bischof allen ohne Unterschied der Nationalität alles zu werden, nahm er, wie er im Eingange des Fastenhirtenbriefes 1919 sagte, an der Freude der Lothringer darüber, daß ihre Heimat dem alten Vaterlande zurückgegeben werde, »aufrichtig teil«. Man hat dem Bischof diese Äußerung sehr verübelt. Gewiß hat er damit sein nationales Empfinden als Deutscher nicht verleugnen wollen. In diesen Worten spricht nur der Oberhirte der Metzer Diözese[2], der sich eins fühlte mit seinen Gläubigen und Freud und Leid mit ihnen teilte.


  1. Daß die katholische Presse des Landes nicht zu dem Briefe Stellung nahm, lag in den Verhältnissen begründet.
  2. Vgl. die Zeitschrift »Der Fels« 16 (1921) 312f.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_204.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)