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Nun wollte er seinen längstgehegten Plan zur Ausführung bringen in das Kloster zurückzukehren, in das er eingetreten war, für das er die heiligen Gelübde abgelegt hatte, das »wegen seiner monastischen Jugenderinnerungen die meiste Anziehungskraft« für ihn hatte, wie er selbst an einen Mitbruder schrieb, - nach Beuron.

Mit Freuden nahm man in Beuron den hohen Gast auf und suchte ihm sein altes Kloster aufs neue zur Heimat zu machen. Er war auch gerne da; nur war es ihm hart, nicht täglich seinen Platz im Chor einnehmen zu können. So oft er die Glocken hörte, war es ihm ein Opfer, ihrem Ruf zum Gottesdienste nicht folgen zu dürfen. Bald mußte er auch das Refektorium meiden. Zweimal suchte der durch Schlaflosigkeit und Unruhe gequälte Kranke etwas Erleichterung in dem nahen Kloster Untermarchtal zu finden, wo er mit großer Liebe aufgenommen wurde. Umsonst. Trotz aller angewandten Mittel steigerte sich die beängstigende Herzschwäche und schwollen die Füße immer wieder an.

Bei alledem war er in Beuron voll geistiger Frische und Regsamkeit. Am 22. Juli 1920 spendete er sogar zweihundert Firmlingen aus der Umgegend in der Abteikirche die heilige Firmung.

Inzwischen nahm die Krankheit den gewöhnlichen Verlauf. Ende Oktober war die Herzschwäche so groß, daß ein Schlag zu befürchten war. Deshalb ließ er sich am Feste des heiligen Martinus, des Patrones von Beuron und der Beuroner Kongregation, vom Herrn Erzabt die heilige Ölung spenden. Er empfing sie auf der Abtskapelle, vor dem Tabernakel kniend. Noch immer las er, wenn auch mit großer Anstrengung, die heilige Messe. Am Feste des heiligen Klemens, 23. November, ward ihm dieser Trost zum letztenmal zuteil. Von da an wohnte er täglich bis zu seinem Tode dem heiligen Meßopfer bei und empfing die heilige Kommunion.

Er benachrichtigte den Heiligen Vater von seinem gefahrvollen Zustand und bat ihn um seinen Segen. Daraufhin ließ Benedikt XV. durch den Kardinalstaatssekretär am 6. Dezember ein langes Telegramm und am 22. Dezember ein tröstliches Schreiben an ihn richten.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_222.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)